Ja is denn heut scho Weihnachten?

Manchmal braucht es gar nicht mehr als 20 Stunden Schlaf und eine kalte Dusche und schon ist man wiederhergestellt. Nein, ganz im Ernst. Die suboptimale Startzeit sowie der noch während des Fluges anstehende Papierkram zur Einreise nach Chile haben erwartungsgemäß ihre Spuren hinterlassen und ich habe fast zwei Tage gebraucht, um mich davon zu erholen. Damit beantwortet sich aber auch schon teilweise die Frage, wie man sich auf der Osterinsel eine Woche lang die Zeit vertreibt. Man kann ja nicht jeden Tag nur Moai (die Steinfiguren, für die die Insel berühmt ist) anschauen. Klar man könnte, da hunderte von ihnen auf der ganzen Insel verstreut sind.

Tatsächlich hab ich es aber auch in Anbetracht der vielen Zeit, die mir zur Verfügung steht, ganz ruhig angehen lassen und meine große Tour zu den spektakulärsten Stellen erst am vierten Tag absolviert. Und zwar auf dem Fahrrad. Erst da wurde mir einigermaßen klar, an was für einem unglaublichen Ort ich hier gelandet bin. Ich hätte ausflippen können, wäre ich nicht so erschöpft gewesen. Ich komm mir ja immer moralisch weit überlegen vor, wenn ich im Gegensatz zu den Anderen ohne motorbetriebene Hilfsmittel zu den Sehenswürdigkeiten gelange. Konditionell war ich dafür aber unterlegen. Noch nie habe ich mich so sehr verausgabt. Aber ich würde es jedesmal wieder so machen. Was für ein genialer Tag.

Auch wenn es die Steinmenschen allein schon wert sind, hat die Osterinsel aber noch mehr zu bieten. Vulkane, viele schöne Küstenabschnitte und Strände zum Baden und Surfen gibt es nämlich auch. Es ist großartig. Irgendwie kann ich immer noch nicht glauben, dass ich hier bin.

Moorea – Die Flucht aus dem Paradies

Der erste Artikel über Tahiti hatte ja fast ausschließlich allgemeine Rahmenbedingungen und Landschaftsbeschreibungen zum Thema. Widmen wir uns nun der Inhaltsebene, auf der es auch einiges zu berichten gibt.
Ein Franzose, ein Japaner, zwei Deutsche und ein Waliser sitzen am Strand … Das ist nicht der Anfang eines schlechten Witzes sondern die Konstellation in unserer Unterkunft und ganz im Gegenteil, es wurde viel gelacht. Dass viel Zeit gemeinsam beim Entspannen im Garten bzw. am hauseigenen Strand verbracht wurde, verstand sich schon allein aufgrund der Lage von selbst. Wir waren etwas ab vom Schuss, wenn es diesen in Tahiti überhaupt gibt. Die Hauptstadt Papeete war knapp 20 Kilometer entfernt. Aber natürlich habe ich mich auch bemüht, den Rest der Insel und sogar eine weiteres Eiland zu erkunden. So setzte ich mir an einem Tag das (zugegeben sehr ambitionierte aber durchaus mögliche) Ziel, Tahiti zu umrunden und dabei einige Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Aufgrund vieler langer Fußmärsche und einer Sackgasse, die meine unzureichenden Recherchen nicht zu Tage gefördert hatten, sah ich mich im Sinne der Vernunft gezwungen, umzukehren. Somit wurde das ursprüngliche Tagesziel nicht erreicht aber das tat der Sache keinen Abbruch. Der Tag war auch so fantastisch. Ich habe viel Schönes gesehen und einen Haufen netter Menschen getroffen.

Ein weiterer herrlich skurriler Ausflug führte zum ein paar Kilometer entfernten Hotel Le Meridien. Ob der dort dargebotene Polynesische Abend als authentische Kulturverstaltung bezeichnet werden kann, überlasse ich eurer Fantasie. Wie auch immer. Es war in jedem Fall ein sehr lustiger Abend und letztendlich konnten mein Landsmann Andi und ich doch nicht widerstehen, wie alle anderen für ein Foto mit den Tänzern zu posieren. Die Stimme in meinem Kopf, die das für blödsinnig und total überflüssig hielt, war dann doch nicht laut genug. Verdammt, das war in dem Moment einfach viel zu witzig.

Und weil das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, stand für meinen letzten Tag ein Trip zur Nachbarinsel Moorea an. Der Tag begann früh. Es ging zunächst nach Papeete, um dort eine der ersten Fähren zu erreichen. Um halb neun kamen wir in Moorea an, wobei die letzte Fahrt zurück für 16 Uhr 45 terminiert war. Viel Zeit also und die wurde auch genutzt. Eine halbstündige Wanderung brachte uns zum Strand und was für einen. Es könnte gut und gerne der Strand sein, an dem die Werbung für diese weißen Kokoskugeln gedreht wurde. Er war atemberaubend und fast menschenleer. Weiter ging es dann zur Cooks Bay. Eine unglaublich schöne Bucht im Norden der Insel. Nachdem wir dort Mittagspause gemacht hatten, folgte ein weiterer Marsch zu einem Plateau, von wo aus man ebenfalls eine grandiose Aussicht hat. Ja, diese Insel setzt wirklich Maßstäbe in Sachen Schönheit. Man könnte durchaus mehr als einen Tag dort verbringen. Aber da gab es (ich bin ja fast neigt zu sagen: leider) einen Flug, den ich erwischen musste.

Zwei Stunden noch bis zur letzten Fähre und es folgte eine vermutlich von meinem noch angekratzten Ehrgeiz geleitete folgenschwere Entscheidung: Wir könnten doch um die Insel herumfahren anstatt den kürzeren Weg zum Hafen zu nehmen. Ein interessantes Detail: Wir hatten kein Gefährt und waren beim Fahren also auf fremde Hilfe angewiesen. Die Zeit lief erbarmungslos. Noch eine Dreiviertelstunde übrig und nachdem wir zuvor nie länger als fünf Minuten warten mussten, waren es nun schon 15. Entfernung zum Hafen: 30 Kilometer. Als wir uns schon aufgeteilt hatten, um die Ortsansässigen zu bitten, uns gegen Geld zu fahren, nahm uns doch wieder jemand mit. 30 Minuten, 10 Kilometer. Wir steigen aus. Sekunden später legt ein Wagen den Rückwärtsgang ein und der Fahrer bringt uns zur Fähre. Ende gut alles gut. Erleichterung ist gar kein Ausdruck. Erst jetzt wird mir klar, wie dumm diese Entscheidung war und was passiert wäre, hätte ich diese Fähre nicht bekommen. So habe ich wie so oft riesiges Glück gehabt und einer der längsten und aufregendsten Tage meines Lebens geht mit einer Wartezeit von sage und schreibe 8 Stunden zu Ende.
Denn heute ist ja noch der Flug. Oder eher morgen. Was würdet ihr sagen, ist die bescheuertste Zeit, um ein Flugzeug zu starten? Mein Vorschlag: 2 Uhr 40! Das ist schon frech. Aber was soll man machen. Viel Zeit zum nachdenken … zum Beispiel über sechs denkwürdige Tage in Tahiti und Moorea.

Eine Insel mit zwei Bergen

… , die mehr als 2000 Meter hoch sind. Daneben gibt’s noch ein paar kleinere, aber das Lied geht nun einmal so. Züge gibt es jedoch nicht und spätestens jetzt ist klar, dass nicht von Lummerland sondern von Tahiti die Rede ist. Der Einstieg wäre damit geschafft. Wie bekomme ich jetzt eine Überleitung zur Schönheit dieser Insel hin? 2000 Meter hohe Berge! Das ist es doch schon.

Aber bevor ich weitermache, gleich vorne weg: Vergessen Sie alles, was Sie glaubten, über Tahiti zu wissen! Zumindest gilt das für mich. Denn wie im letzten Artikel erwähnt, hatte ich überwiegend Negatives über diese Insel gelesen. Alles Quatsch! Sie ist großartig! Gehen wir die beiden meistgenannten Kritikpunkte durch:
1. Tahiti sei nicht sehr schön. FALSCH! Wie gesagt, es gibt Berge, die allesamt mit Bäumen übersäht sind. Auch an der Küste überwiegt die Farbe Grün. Gibt es denn eine schönere Farbe für eine Insel? Ja, die gibt es. Und zwar Türkis. So sieht das Meer nämlich aus, wobei sich der Farbton im Laufe des Tages ständig ändert. Dazu der Sonnenuntergang (unsere Unterkunft liegt an der Westküste)… zum Sterben schön.

2. Tahiti sei sehr teuer. WIEDER FALSCH! Oder antworten wir lieber mit einem klaren „kommt drauf an“. Mein Bett im Schlafsaal ist bis jetzt das teuerste auf meiner Reise. Wobei es nur unwesentlich mehr kostet als die meisten Unterkünfte in Neuseeland. Was das Essen betrifft ist natürlich Selbstversorgung angesagt und wenn man sich hier an die Einheimischen anpasst (so wie das überall ist), geht das auch für kleines Geld. Das heißt hier zum Beispiel: Milch, Käse, Eier und selbstverständlich Baguettes in rauen Mengen. Alles Dinge, die ich liebend gern esse. Der glutenfreie Veganer hat es schwerer aber der hat diesen steinigen Weg auch selbst gewählt.

Ansonsten und hier wiederhole ich mich, denn das war bisher in jedem Land der Fall, sind die Menschen wahnsinnig lieb und entspannt. Ein weiterer Glückstreffer für mich diese Insel. Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, wären es lediglich die absurd großen Münzen, mit denen hier gezahlt wird. Sehen aus wie aus einer Schatztruhe. Tahiti sei nur „Mittel zum Zweck“ hatte ich vor ein paar Tagen geschrieben. Ich nehm alles zurück.

Zurück in die Zukunft

Nach drei äußerst entspannten Tagen in Auckland heißt es nun Abschied nehmen von Neuseeland, auch diesmal verbunden mit dem Wunsch, es irgendwann wiederzusehen. Es gibt schlicht und ergreifend zu viele Orte, die ich nicht besuchen konnte. Ob das klappt, steht in den Sternen. Beschäftigen wir uns lieber mit Reisezielen, die schon fest eingeplant sind.

Damit kommen wir vom an Nummer 1 gesetzten Neuseeland zum Underdog aus Tahiti. Wieso Underdog? Weil Tahiti (und das ist jetzt nicht böse gemeint) eigentlich nur Mittel zum Zweck ist, als einzige Möglichkeit, die Osterinsel aus Richtung Westen anzufliegen. Hinzu kommen diverse Erfahrungsberichte aus dem allwissenden Internet, die meine Erwartungshaltung erheblich nach unten schrauben. Tahiti sei schweineteuer und im Gegensatz zu den umliegenden Inseln nicht mit den weißen Traumstränden gespickt, wie man sie aus dem Reiseprospekt kennt. Und ausgerechnet hier bekomme ich einen Tag geschenkt. Das sollte ich erklären: Die Überquerung der Datumsgrenze macht es möglich, dass ich am 21. Januar fliege und, Obacht, am 20. Januar lande. Die Zeitverschiebung beträgt für mich dabei lediglich eine Stunde. Korrekterweise müsste es 23 Stunden heißen aber wir wollen ja hier keine Erbsen zählen und Verwirrung sollte nun auch in ausreichendem Maße gestiftet worden sein.

Ich lass es einfach auf mich zukommen. So schlimm kann es dort doch gar nicht sein. Das ist die Südsee, also bitte…

Hitching, Hobbits, heiße Quellen

Viel Zeit blieb nicht mehr für mich in Neuseeland. Mit Auckland und Rotorua standen nur noch zwei Orte auf meiner To-do-Liste. Ein bisschen wenig für 10 Tage. Da kam mir der Tipp eines Mitreisenden sehr gelegen. Er empfahl mir auf dem Weg zwischen den beiden Städten doch noch nach Coromandel zu schauen, einer Halbinsel im Norden des Landes. Schon stand der Fahrplan für die kommenden Tage und diese hatten noch einmal viel Schönes zu bieten. Darunter einige Dinge, die beispielhaft für dieses Land sind, weshalb ich schon jetzt meine persönliche Neuseeland-Bilanz ziehen möchte.

Aber zunächst zur letzten Woche. Rotorua ist Neuseelands Hotspot wenn es um geothermale Aktivitäten geht. Einige Parks in und im Umkreis der Stadt locken mit dampfenden Seen, die teilsweise in bunten Farben schimmern, während die Luft so angenehm nach Schwefel duftet. Meine Favoriten sind aber die Schlammtümpel, die in unregelmäßigen Abständen vor sich hin blubbern. Blub, blub, blllllub. Großartig! Darüber hinaus startete ich von Rotorua einen Ausflug zum Hobbiton Movie Set, der Filmkulisse aus Der Herr der Ringe und Der Hobbit. Da staunt man nicht schlecht. Eine wunderschöne Anlage bestehend aus grünen Hügeln, Gärten und dutzenden Hobbit-Höhlen in verschiedenen Größen. Dazu gibt es viele interessante Informationen zu den Dreharbeiten und der Detailversessenheit von Regisseur Peter Jackson, die an jeder Stelle des Areals sichtbar ist. Sehr gut investiertes Geld diese Tour.

Dann gings also weiter zur Coromandel Peninsula und das nur mit einer sehr vagen Vorstellung davon, wie und wo ich dort die Zeit verbringen würde. Ich machte mich auf den Weg zum Stadtrand von Rotorua und wurde dort nach einem gut einstündigen Fußmarsch und einer für neuseeländische Verhältnisse recht langen Wartezeit von einem LKW-Fahrer mitgenommen. Seine Tour führte zwar nicht auf dem kürzesten Weg nach Coromandel aber zumindest in die Nähe. Es war meine bisher längste (private) Einzelfahrt und allein mit den Geschichten, die mir Walter erzählte, könnte man drei Bücher füllen. Deshalb nur soviel: Die Fahrt war sehr unterhaltsam und informativ. Fünf Uhr war es dann schon, als er mich in Waihi aussteigen ließ, das noch knapp 100 km von Whitianga entfernt war, das ich mir spontan und ohne triftigen Grund als Tagesziel erwählt hatte. Meine nächste Fahrerin hieß Jane und sie bot mir an, bei ihrer Familie in deren Ferienhaus in Whiritoa übernacht zu bleiben. Dankend habe ich dieses Angebot angenommen und einmal mehr die schier grenzlose Gastfreundschaft der Kiwis erfahren dürfen. Die restliche Strecke nach Whitianga legte ich dann am folgenden Tag mit drei verschiedenen Fahrern zurück. Dabei nahmen mich zwei Jungs aus Neuseeland auf einen kleinen Abstecher zu einer abgelegenen Stelle an einem Fluss mit, wo man sich von einem Seil aus ins Wasser schwingen konnte. Etwas, dass ich bis jetzt leider noch nie gemacht habe, ein Riesenspaß. In Whitianga war’s dann so schön, dass ich ganze drei Nächte dort geblieben bin. Entspannen am Strand, mal wieder ein bisschen Party machen und Filme schauen im Hostel stand da auf dem Programm.
Sechs Wochen Neuseeland sind damit vorbei. Was in Erinnerung bleibt, sind (speziell auf der Südinsel) die erhofft traumhaft schönen Landschaften, wegen derer ich Neuseeland unbedingt sehen wollte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war wie unfassbar lieb und freundlich die Menschen hier sind. Vor kurzem habe ich einen Spruch gelesen, welcher lautete: Wenn du mehr hast, als du brauchst, baue keinen höheren Zaun sondern einen längeren Tisch. Die Kiwis oder zumindest einige, die ich getroffen habe, leben diesen Vorsatz. Man bekommt einen Platz zu schlafen und Essen angeboten, ohne dass dafür eine Gegenleistung erwartet wird und obwohl man nachvollziehen könnte, wenn den Einheimischen die Anzahl der Gäste aus dem Ausland zu viel wäre, erzählen sie einem oft mit dem größten Vergnügen Wissenswertes und Unterhaltsames über ihr Land und geben einem jederzeit das Gefühl, hier willkommen zu sein. In Anbetracht dessen was zur Zeit in Deutschland passiert, könnten sich da einige eine Scheibe abschneiden.
Trotz alledem war das Reisen als solches nicht so schön wie in Asien. Ich habe viel darüber nachgedacht, was mir hier nicht hundertprozentig gepasst hat und ein paar Anhaltspunkte habe ich in den letzten Wochen schon gegeben. Dann kommt man auch immer schnell auf die vielgehörten Argumente: Zu westlich, zu touristisch. Ich weiß nicht. Das sind beides Dinge, die ich nicht pauschal als schlecht bezeichnen will. Was die Kosten angeht, die mich anfangs sehr genervt hatten, habe ich festgestellt, dass es durchaus großes Einsparpotenzial gibt. Nichtsdestoweniger denke ich, dass hier der Hund begraben liegt. Speziell beim Essen habe ich schon jeden Cent zweimal umgedreht und wenn man sich in dieser Hinsicht wenig gönnt, läuft es oft auf Fastfood oder Toast hinaus. Und da Essen Lebensqualität ist, leidet diese natürlich wenn an den meisten Tagen Pommes, Burger und Pizza auf dem Speiseplan stehen.
Einen Abschnitt möchte ich dann noch dem Hitchhiking, also dem Fahren per Anhalter widmen. Man hört ja viel über die Risiken, die es natürlich gibt und ich habe Verständnis für jeden, der niemanden mitnimmt und jeden der niemals mit einem Fremden mitfahren würde. Ich kann nur für mich sprechen und sagen, dass ich sehr froh bin, es gewagt zu haben. Ich habe keine einzige schlechte Erfahrung damit gemacht. Ganz im Gegenteil. Man trifft viele großartige Menschen und kommt an Orte, an die man sonst nicht gelangt wäre. Und ganz nebenbei spart man Geld. Aber keine Sorge Mama. Ich werd das nicht überall machen.

Das Leben ist kein Ponyhof

Ich muss mich hier mal kurz beschweren und meinem Ärger Luft machen. Aber vorne weg: Im Folgenden wird auf schwindelerregend hohem Niveau gejammert und es geht um Dinge, die sich erstens nicht ohne Weiteres ändern werden lassen und zweitens auch irgendwo ihren Sinn und ihre Berechtigung haben. Und wie sagt man immer so schön: „Das Leben ist kein Ponyhof.“ Doch jetzt tun wir für einen Moment so, als wäre es ein Ponyhof, und zwar meiner! Dann nämlich wären nicht gefühlt 4 von 5 Neuseelandreisenden Deutsche. An jedem Einzelnen ist charakterlich nichts auszusetzen. Alle lieb, alle freundlich, einwandfrei. Aber wenn im Hostel mehr deutsch als englisch gesprochen wird und einem bald keine kreativen Antworten mehr auf die Frage, ob denn überhaupt noch jemand zuhause in Deutschland ist, einfallen, dann fängt es an, mir auf den Geist zu gehen.

Was es außerdem in meinem persönlichen neuseeländischen Ponyhof nicht geben würde, sind Lookouts (=Aussichtspunkte), die man mit dem Auto erreichen kann. Grundsätzlich besitze ich ein sehr gutes Verhältnis zu diesen Lookouts und das ist noch untertrieben formuliert. Es ist vielmehr so, dass ich beim Anblick eines entsprechenden Wegweisers alle etwaigen Ideen und Pläne umgehend verwerfe und mein einziges Ziel nur noch darin besteht, dorthin zu laufen, weil man am Ende des Weges bisweilen mit einer grandiosen Aussicht belohnt wird. LAUFEN wohlgemerkt. Denn wenn besagter Lookout durch Straßen zugänglich ist, erhöht sich die Zahl der dort Anwesenden um den Faktor 10. Unnötig zu erwähnen, dass es umso schöner ist, je weniger Menschen man hat, mit denen man die Aussicht teilen muss äh … darf meinte ich natürlich. So, jetzt hab ich alles aufgeschrieben, was mich stört. Schon geht’s mir besser.

Ach ja, in den letzten drei Tagen war ich übrigens in Napier. Die Hälfte der Gäste im Hostel waren Deutsche und es gibt in der Stadt einen tollen Lookout, zu dem man ganz bequem mit dem Auto fahren kann. War sehr schön dort.

Wiedersehen macht Freude

Kaikoura ist ein absolutes Muss für alle Tierfreunde unter den Neuseelandurlaubern. Seehunde, Wale und Delfine gibt es hier zu sehen. Auf die Gefahr hin, dass mir an dieser Stelle viel Unverständnis entgegenschlägt: Ich finde sowas wenig interessant. Trotzdem hat das zu dieser Zeit des Jahres sehr gut besuchte Örtchen auch für mich viel Schönes zu bieten: Wanderwege, Berge und Strände. Zugegeben, es sind bisweilen keine Sandstrände. Sie sind eher steinig. Aber das wäre auch zu frech angesichts der bereits vorhandenen Vorzüge. In den zwei Tagen dort war ich oft auf den Beinen, um die Umgebung aus möglichst vielen Blickwinkeln bewundern zu können. Und das größtenteils mit meinen Flip-Flops, die schon von Anfang an dabei sind, immer einen großartigen Job gemacht haben, aber nach diesen beiden strapaziösen Tagen ihrem Karriereende entgegensehen.

Damit war das Kapitel Neuseelands Südinsel für mich fast abgeschlossen. Einen ganz entspannten Tag in Picton gab es noch zum Abschluss. Durch die hiesige Fährverbindung zur Hauptstadt auf der Nordinsel führt an Picton und Wellington im wahrsten Sinne des Wortes kein Weg vorbei. Also gab es mit beiden Städten ein Wiedersehen, drei Wochen nachdem ich zum ersten Mal da war. Besonders auf Wellington habe ich mich sehr gefreut. Kaum ein Ort in Neuseeland ist besser geeignet, um sich an einen gemütlichen Platz zu setzen und einfach nur Leute zu beobachten. Von denen laufen nämlich viele, mitunter sehr amüsante, durch die Straßen.

An Tag zwei zeigte die Hauptstadt dann aber, warum sie auch „Windy Welly“ genannt wird. Bei starken Windböen und Regenschauern macht das Rumsitzen in der Fußgängerzone eher wenig Spaß. Es musste ein alternativer Plan her und so nutzte ich den Tag für einen Besuch des neuseeländischen Nationalmuseums Te Papa. Wenn ich jetzt aber sage, dass ich mit Museen in der Regel auch nicht viel anfangen kann, kommt ihr aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. Deshalb lass ich es lieber und mach Schluss für heute.

Im Osten nichts Neues

Um euch routentechnisch wieder auf den neuesten Stand zu bringen: Dunedin, Oamaru und Christchurch waren die letzten Stationen. Das heißt ab jetzt geht es entlang der Ostküste wieder Richtung Norden. Die Überschrift verrät es bereits, viel nennenswertes ist nicht passiert um den Jahreswechsel und seit Oamaru greift doch tatsächlich die Langeweile um sich. Das ist ja hier kein Reiseführer, also muss ich die Orte nicht schönreden. Oamura und Christchurch fand ich total uninteressant. Besonders Christchurch war sehr enttäuschend. Von der zweitgrößten Stadt Neuseelands hat man am wahrscheinlichsten im Zusammenhang mit den schweren Erdbeben gehört, die den Ort vor wenigen Jahren erschütterten. Ich weiß nicht wie Christchurch davor aussah, aber leider bleibt heute nicht viel mehr als das Image als Stadt, die aus den Trümmern wiederaufersteht. Die Innenstadt ist eine einzige Baustelle mit vielen leeren Flächen und Hauswänden, an denen sich kreative Leute künstlerisch ausgetobt haben. Aus meiner Sicht sind diese Street-Art-Geschichten das Sehenwerteste. Was man den Bewohnern aber zugute halten muss, ist der humorvolle Umgang mit dem Neuanfang. Denn es braucht schon eine kleine Portion Sarkasmus, um eine Ansammlung von Wohnwägen und Containern als Re:start City Mall zu betiteln.

Eine nennenswerte Sache ist aber doch passiert. Kategorie: Raus aus der Komfortzone. Ich bin jetzt vom öffentlichen auf den privaten Personenverkehr umgestiegen. Will heißen, ich fahr per Anhalter und gleich die erste Fahrt war spitze. Darren aus Auckland hat mich mitgenommen und damit nicht genug, er hat mir auch noch einen Platz auf seiner Couch angeboten, wenn ich in dorthin zurückkomme. Daumen hoch für soviel Gastfreundlichkeit.