Moorea – Die Flucht aus dem Paradies

Der erste Artikel über Tahiti hatte ja fast ausschließlich allgemeine Rahmenbedingungen und Landschaftsbeschreibungen zum Thema. Widmen wir uns nun der Inhaltsebene, auf der es auch einiges zu berichten gibt.
Ein Franzose, ein Japaner, zwei Deutsche und ein Waliser sitzen am Strand … Das ist nicht der Anfang eines schlechten Witzes sondern die Konstellation in unserer Unterkunft und ganz im Gegenteil, es wurde viel gelacht. Dass viel Zeit gemeinsam beim Entspannen im Garten bzw. am hauseigenen Strand verbracht wurde, verstand sich schon allein aufgrund der Lage von selbst. Wir waren etwas ab vom Schuss, wenn es diesen in Tahiti überhaupt gibt. Die Hauptstadt Papeete war knapp 20 Kilometer entfernt. Aber natürlich habe ich mich auch bemüht, den Rest der Insel und sogar eine weiteres Eiland zu erkunden. So setzte ich mir an einem Tag das (zugegeben sehr ambitionierte aber durchaus mögliche) Ziel, Tahiti zu umrunden und dabei einige Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Aufgrund vieler langer Fußmärsche und einer Sackgasse, die meine unzureichenden Recherchen nicht zu Tage gefördert hatten, sah ich mich im Sinne der Vernunft gezwungen, umzukehren. Somit wurde das ursprüngliche Tagesziel nicht erreicht aber das tat der Sache keinen Abbruch. Der Tag war auch so fantastisch. Ich habe viel Schönes gesehen und einen Haufen netter Menschen getroffen.

Ein weiterer herrlich skurriler Ausflug führte zum ein paar Kilometer entfernten Hotel Le Meridien. Ob der dort dargebotene Polynesische Abend als authentische Kulturverstaltung bezeichnet werden kann, überlasse ich eurer Fantasie. Wie auch immer. Es war in jedem Fall ein sehr lustiger Abend und letztendlich konnten mein Landsmann Andi und ich doch nicht widerstehen, wie alle anderen für ein Foto mit den Tänzern zu posieren. Die Stimme in meinem Kopf, die das für blödsinnig und total überflüssig hielt, war dann doch nicht laut genug. Verdammt, das war in dem Moment einfach viel zu witzig.

Und weil das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, stand für meinen letzten Tag ein Trip zur Nachbarinsel Moorea an. Der Tag begann früh. Es ging zunächst nach Papeete, um dort eine der ersten Fähren zu erreichen. Um halb neun kamen wir in Moorea an, wobei die letzte Fahrt zurück für 16 Uhr 45 terminiert war. Viel Zeit also und die wurde auch genutzt. Eine halbstündige Wanderung brachte uns zum Strand und was für einen. Es könnte gut und gerne der Strand sein, an dem die Werbung für diese weißen Kokoskugeln gedreht wurde. Er war atemberaubend und fast menschenleer. Weiter ging es dann zur Cooks Bay. Eine unglaublich schöne Bucht im Norden der Insel. Nachdem wir dort Mittagspause gemacht hatten, folgte ein weiterer Marsch zu einem Plateau, von wo aus man ebenfalls eine grandiose Aussicht hat. Ja, diese Insel setzt wirklich Maßstäbe in Sachen Schönheit. Man könnte durchaus mehr als einen Tag dort verbringen. Aber da gab es (ich bin ja fast neigt zu sagen: leider) einen Flug, den ich erwischen musste.

Zwei Stunden noch bis zur letzten Fähre und es folgte eine vermutlich von meinem noch angekratzten Ehrgeiz geleitete folgenschwere Entscheidung: Wir könnten doch um die Insel herumfahren anstatt den kürzeren Weg zum Hafen zu nehmen. Ein interessantes Detail: Wir hatten kein Gefährt und waren beim Fahren also auf fremde Hilfe angewiesen. Die Zeit lief erbarmungslos. Noch eine Dreiviertelstunde übrig und nachdem wir zuvor nie länger als fünf Minuten warten mussten, waren es nun schon 15. Entfernung zum Hafen: 30 Kilometer. Als wir uns schon aufgeteilt hatten, um die Ortsansässigen zu bitten, uns gegen Geld zu fahren, nahm uns doch wieder jemand mit. 30 Minuten, 10 Kilometer. Wir steigen aus. Sekunden später legt ein Wagen den Rückwärtsgang ein und der Fahrer bringt uns zur Fähre. Ende gut alles gut. Erleichterung ist gar kein Ausdruck. Erst jetzt wird mir klar, wie dumm diese Entscheidung war und was passiert wäre, hätte ich diese Fähre nicht bekommen. So habe ich wie so oft riesiges Glück gehabt und einer der längsten und aufregendsten Tage meines Lebens geht mit einer Wartezeit von sage und schreibe 8 Stunden zu Ende.
Denn heute ist ja noch der Flug. Oder eher morgen. Was würdet ihr sagen, ist die bescheuertste Zeit, um ein Flugzeug zu starten? Mein Vorschlag: 2 Uhr 40! Das ist schon frech. Aber was soll man machen. Viel Zeit zum nachdenken … zum Beispiel über sechs denkwürdige Tage in Tahiti und Moorea.

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