Hitching, Hobbits, heiße Quellen

Viel Zeit blieb nicht mehr für mich in Neuseeland. Mit Auckland und Rotorua standen nur noch zwei Orte auf meiner To-do-Liste. Ein bisschen wenig für 10 Tage. Da kam mir der Tipp eines Mitreisenden sehr gelegen. Er empfahl mir auf dem Weg zwischen den beiden Städten doch noch nach Coromandel zu schauen, einer Halbinsel im Norden des Landes. Schon stand der Fahrplan für die kommenden Tage und diese hatten noch einmal viel Schönes zu bieten. Darunter einige Dinge, die beispielhaft für dieses Land sind, weshalb ich schon jetzt meine persönliche Neuseeland-Bilanz ziehen möchte.

Aber zunächst zur letzten Woche. Rotorua ist Neuseelands Hotspot wenn es um geothermale Aktivitäten geht. Einige Parks in und im Umkreis der Stadt locken mit dampfenden Seen, die teilsweise in bunten Farben schimmern, während die Luft so angenehm nach Schwefel duftet. Meine Favoriten sind aber die Schlammtümpel, die in unregelmäßigen Abständen vor sich hin blubbern. Blub, blub, blllllub. Großartig! Darüber hinaus startete ich von Rotorua einen Ausflug zum Hobbiton Movie Set, der Filmkulisse aus Der Herr der Ringe und Der Hobbit. Da staunt man nicht schlecht. Eine wunderschöne Anlage bestehend aus grünen Hügeln, Gärten und dutzenden Hobbit-Höhlen in verschiedenen Größen. Dazu gibt es viele interessante Informationen zu den Dreharbeiten und der Detailversessenheit von Regisseur Peter Jackson, die an jeder Stelle des Areals sichtbar ist. Sehr gut investiertes Geld diese Tour.

Dann gings also weiter zur Coromandel Peninsula und das nur mit einer sehr vagen Vorstellung davon, wie und wo ich dort die Zeit verbringen würde. Ich machte mich auf den Weg zum Stadtrand von Rotorua und wurde dort nach einem gut einstündigen Fußmarsch und einer für neuseeländische Verhältnisse recht langen Wartezeit von einem LKW-Fahrer mitgenommen. Seine Tour führte zwar nicht auf dem kürzesten Weg nach Coromandel aber zumindest in die Nähe. Es war meine bisher längste (private) Einzelfahrt und allein mit den Geschichten, die mir Walter erzählte, könnte man drei Bücher füllen. Deshalb nur soviel: Die Fahrt war sehr unterhaltsam und informativ. Fünf Uhr war es dann schon, als er mich in Waihi aussteigen ließ, das noch knapp 100 km von Whitianga entfernt war, das ich mir spontan und ohne triftigen Grund als Tagesziel erwählt hatte. Meine nächste Fahrerin hieß Jane und sie bot mir an, bei ihrer Familie in deren Ferienhaus in Whiritoa übernacht zu bleiben. Dankend habe ich dieses Angebot angenommen und einmal mehr die schier grenzlose Gastfreundschaft der Kiwis erfahren dürfen. Die restliche Strecke nach Whitianga legte ich dann am folgenden Tag mit drei verschiedenen Fahrern zurück. Dabei nahmen mich zwei Jungs aus Neuseeland auf einen kleinen Abstecher zu einer abgelegenen Stelle an einem Fluss mit, wo man sich von einem Seil aus ins Wasser schwingen konnte. Etwas, dass ich bis jetzt leider noch nie gemacht habe, ein Riesenspaß. In Whitianga war’s dann so schön, dass ich ganze drei Nächte dort geblieben bin. Entspannen am Strand, mal wieder ein bisschen Party machen und Filme schauen im Hostel stand da auf dem Programm.
Sechs Wochen Neuseeland sind damit vorbei. Was in Erinnerung bleibt, sind (speziell auf der Südinsel) die erhofft traumhaft schönen Landschaften, wegen derer ich Neuseeland unbedingt sehen wollte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war wie unfassbar lieb und freundlich die Menschen hier sind. Vor kurzem habe ich einen Spruch gelesen, welcher lautete: Wenn du mehr hast, als du brauchst, baue keinen höheren Zaun sondern einen längeren Tisch. Die Kiwis oder zumindest einige, die ich getroffen habe, leben diesen Vorsatz. Man bekommt einen Platz zu schlafen und Essen angeboten, ohne dass dafür eine Gegenleistung erwartet wird und obwohl man nachvollziehen könnte, wenn den Einheimischen die Anzahl der Gäste aus dem Ausland zu viel wäre, erzählen sie einem oft mit dem größten Vergnügen Wissenswertes und Unterhaltsames über ihr Land und geben einem jederzeit das Gefühl, hier willkommen zu sein. In Anbetracht dessen was zur Zeit in Deutschland passiert, könnten sich da einige eine Scheibe abschneiden.
Trotz alledem war das Reisen als solches nicht so schön wie in Asien. Ich habe viel darüber nachgedacht, was mir hier nicht hundertprozentig gepasst hat und ein paar Anhaltspunkte habe ich in den letzten Wochen schon gegeben. Dann kommt man auch immer schnell auf die vielgehörten Argumente: Zu westlich, zu touristisch. Ich weiß nicht. Das sind beides Dinge, die ich nicht pauschal als schlecht bezeichnen will. Was die Kosten angeht, die mich anfangs sehr genervt hatten, habe ich festgestellt, dass es durchaus großes Einsparpotenzial gibt. Nichtsdestoweniger denke ich, dass hier der Hund begraben liegt. Speziell beim Essen habe ich schon jeden Cent zweimal umgedreht und wenn man sich in dieser Hinsicht wenig gönnt, läuft es oft auf Fastfood oder Toast hinaus. Und da Essen Lebensqualität ist, leidet diese natürlich wenn an den meisten Tagen Pommes, Burger und Pizza auf dem Speiseplan stehen.
Einen Abschnitt möchte ich dann noch dem Hitchhiking, also dem Fahren per Anhalter widmen. Man hört ja viel über die Risiken, die es natürlich gibt und ich habe Verständnis für jeden, der niemanden mitnimmt und jeden der niemals mit einem Fremden mitfahren würde. Ich kann nur für mich sprechen und sagen, dass ich sehr froh bin, es gewagt zu haben. Ich habe keine einzige schlechte Erfahrung damit gemacht. Ganz im Gegenteil. Man trifft viele großartige Menschen und kommt an Orte, an die man sonst nicht gelangt wäre. Und ganz nebenbei spart man Geld. Aber keine Sorge Mama. Ich werd das nicht überall machen.

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