I’m on a plain … I can’t complain

… und wie das geklappt hat mit Bolivien. Dabei war ich mir kurz nach der Einreise sicher, einen Fehler gemacht zu haben, indem ich mir einen Bus ausgesucht hatte, der um 3 Uhr morgens in Uyuni ankommen sollte. Als dann auch noch der Busfahrer die Frage, ob es denn eine Toilette an Bord gäbe, lachend verneinte (wir seien hier ja „in der Provinz“), machte ich mich auf eine lange und ungemütliche Nacht gefasst. Lang war sie auch. Aber die meiste Zeit genoss ich den Luxus, keinen Sitznachbarn zu haben und das Toilettenproblem ließ sich durch eine auf das nötige Minimum beschränkte Flüssigkeitszufuhr lösen. Ankunft in Uyuni: 4 Uhr. Jetzt schnell ein Hostel finden und dabei in der Dunkelheit nicht überfallen werden. Hat beides geklappt. Also wieder einmal alles halb so wild. Danach gab es einen wohlverdienten Pausetag, an dem nichts weiter auf dem Programm stand, als die mir empfohlene Tour durch den Salar de Uyuni zu buchen. Auch dieses war kein Problem. Touranbieter gibt es unzählige, die Preise sind ähnlich und der Ablauf der Touren nahezu identisch.

Bestens ausgeruht und gestärkt durch einen superleckeren Eintopf von der Straße startete am nächsten Morgen die dreitägige Tour durch die Salzwüste mit Ende in San Pedro de Atacama, Chile. Zu sehen gab es da einiges: Vulkane, Lagunen (manche von Flamingos bewohnt), eine Insel mit Kakteen, Geysire und natürlich die unglaublich große Ebene aus Salz, die sich hervorragend für spektakuläre Bilder mit optischen Täuschungen eignet. Letztere sind nicht mit meinem Handy gemacht worden, deshalb gibt’s leider kein Bild von mir auf der überdimensionierten Wasserflasche. Aber der Rest ist auch ganz schön …

Haben definitv Lust auf mehr gemacht diese knapp fünf Tage in Bolivien. Viel unstrukturierter und viel hektischer als die Nachbarn im Süden, aber sehr charmant. Das chilenische San Pedro de Atacama war dagegen wieder total ungewohnt. Unmengen an Touristen (verständlich bei dem großen Angebot an Touren) und auf der Straße wird mehr Englisch, Deutsch und Französisch als Spanisch gesprochen. Von dem angeblich so entspannten Flair der Wüstenstadt habe ich nichts gespührt. Umso schöner, dass ich mir am Tag meiner Weiterreise nach Arica noch kurz ein Fahrrad ausgeliehen habe, um das Valle de la luna zu erkunden. Das war bei der Affenhitze ziemlich anstrengend aber am Ende der Strecke konnte ich Pause machen und dabei mitten in der Wüste zwei Stunden völlige Stille und Einsamkeit genießen. Sonnenbrand gabs da natürlich auch keinen. Wie an obigen Bildern zu erkennen ist, habe ich bereits in Bolivien meine Sonnenschutzstrategie perfektioniert.

Jetzt bin ich ganz im Norden Chiles und kann es kaum erwarten, nach Peru zu kommen. Und das obwohl mein Wissen über dieses Land sehr überschaubar ist. Machu Picchu, Titicaca-See und sonst … keine Ahnung. Aber genau das macht es ja so spannend.

Guter Rat muss nicht teuer sein

Ich gebe zu, gelegentlich bin ich schon ziemlich beratungsresistent. Wenn mir jemand einen Tipp gibt, hör ich mir das geduldig an, um dann später doch alles anders zu machen. Glücklicherweise ist das nicht immer so. Manchmal lass ich mich auch von guten Argumenten überzeugen. Im neuesten Fall ging es um die Routenplanung nach Argentinien. Da war die ursprüngliche Idee, die Grenze bei Villa O’Higgins, dem Endpunkt der Carretera Austral, zu überqueren. Ohne euch mit Details zu langweilen: Es ist kompliziert, es ist zeitaufwendig, es ist teuer. Im Grunde ging es mir wie immer ums Prinzip. Die GANZE Carretera Austral bewältigen. Komplett. Aber dass diese Einfälle meinerseits auch in die Binsen gehen können, ist spätestens seit Moorea bekannt. Auch wenn es damals noch geklappt hat, habe ich mir doch vorgenommen, das Schicksal nicht öfter als nötig herauszufordern.

Somit war ich diesmal ganz Ohr, als mir ein Mitreisender, der gerade aus der entgegengesetzten Richtung aus Argentinien kam, von Schwierigkeiten mit der dortigen Fähre erzählte. Er rieht mir von dieser Route ab. Sie sei das Geld nicht wert und erschwerend hinzu kam die Gefahr, da unten mehrere Tage festzusitzen. Also Kommando zurück! Nur noch einen kurzen Abstecher nach Caleta Tortel und dann sollte es über einen konventionelleren Weg nach Argentinien gehen. Caleta Tortel ist ganz anders aber sehr schön. So oder so ähnlich haben es alle gesagt. Und tatsächlich, die Stadt ist ein Hingucker. Kurz nachdem man die Stadt erreicht, muss man sein Gefährt am Parkplatz abstellen, denn Caleta Tortel steht auf Stelzen und ist für Autos nicht zugänglich. Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung „chilenisches Venedig“ gerechtfertigt wäre (im italienischen war ich nie) aber die Assoziation ist unvermeidlich. Auf den vielen verzweigten Holztreppen geht es ständig hoch und runter. Als Backpacker ist man auf diesem Terrain klar im Vorteil. Ein Hostel war schnell gefunden und ich wurde gleich spontan von meinen lieben Zimmerkollegen Andres und Ricardo mit Hühnchen, Kartoffeln und Reis verköstigt. Außerhalb des Hostels schien die Zeit still zu stehen in diesem Ort, der noch mehr Ruhe und Abgeschiedenheit ausstrahlt als die anderen in dieser dünn besiedelten Gegend. Ich war nur 24 Stunden dort aber dieser eine Tag hat sehr gut getan.

Voller Tatendrang ging es dann wieder zurück. Eigentlich wollte ich es weitestgehend vermeiden, die selbe Strecke nochmals zurückzulegen. Aber in diesem Fall war es großartig. Der Blickwinkel ist eben doch ein anderer und so gab es auf dem Rückweg nach Cochrane doch noch viel Spannendes zu sehen. Dort wurde noch einmal Halt gemacht, bevor es dann zur (vorerst) letzten Station in Chile gehen sollte. Chile Chico an der argentinischen Grenze lautete das Ziel und was bin ich froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Einen ganzen Tag hat es gedauert von Cochrane nach Chile Chico zu gelangen und im Nachhinein war es einer der schönsten wenn nicht sogar der schönste Tag auf meiner Reise. Und das nicht, weil alles perfekt gelaufen wäre. Solche Tage gibt es auch (der in Caleta Tortel war einer von dieser Sorte). Nein, dieser Tag war so herausragend, weil er alles zu bieten hatte, was das Reisen (für mich zumindest) ausmacht: Sich ein Ziel setzen, diesen Plan mehrmals anpassen oder ganz verwerfen, warten, auf Hilfe hoffen, dabei fast verzweifeln, unverhofft auf großartige Menschen treffen, schöne Dinge sehen und an Orte gelangen, die man gar nicht auf dem Zettel hatte. Sowas passiert also, wenn ich Ratschläge annehme. Vielleicht mach ich das jetzt öfter.

In Chile Chico wird jetzt noch ein Tag Pause für Organisatorisches eingelegt und morgen geht’s nach Argentinien. Chile hat mir wahnsinnig gut gefallen. Vor allem Valparaíso und die Carretera Austral. Das war nochmal ein ganz anderes Reisen. Zwei Wochen, in denen der Weg das Ziel war, denn schöne Städte gab es mit Ausnahme von Caleta Tortel keine mehr. Zwei Wochen, die landschaftlich einiges zu bieten hatten und zwei Wochen, die die Antwort auf die Frage gaben, an welchem Ort die Deutschen in der Minderheit sind. Ich habe in dieser Zeit mit keinem Landmanns/ keiner Landsfrau gesprochen. Nur zwei dreimal hat man jemanden Deutsch sprechen hören. Die überwältigende Mehrheit der Reisenden kommt tatsächlich aus Chile. Meistens junge Leute, die in kleinen Gruppen unterwegs sind. Sie fahren meist nur per Anhalter und haben nicht selten Musikinstrumente und Equipment zum Jonglieren wie Bälle oder Keulen dabei. Ein Zelt hat jeder, im Gegensatz zu mir. Es hat mir sehr imponiert, mit welchem Optimismus sich hier viele auf den Weg machen, ihr Land zu sehen.

Jetzt freu ich mich zwar erst auf Argentinien, aber ich habe auch schon große Lust, (so wie ich es schon von vornherein geplant hatte) später Chiles Norden zu bereisen. Dort wartet unter anderem die Atacama. Das ist aber Zukunftsmusik. In den nächsten Tagen heißt es warm anziehen im argentinischen Teil Patagoniens. Chile hat sehr ordentlich vorgelegt. Argentinien, jetzt bist du am Zug …

Everyday is a winding road

Seit ich Puerto Varas verlassen habe, ist der Abenteuer-Charakter endlich wieder da. Und wie! Mit dem Bus ging es zunächst nach Hornopiren. Bis ich meinen ersten Stopp auf der Carretera Austral erreichte, vergingen gut vier Stunden und das für eine Strecke von ca. 50 Kilometern. Dort angekommen bestätigt sich meine Vermutung, wonach die Unterkunftssuche in dieser Region ein absolutes Kinderspiel ist. Wie auch die nächsten Tage zeigten, besitzt jeder Ort mit einer vierstelligen Einwohnerzahl (diese werden im Reiseführer jeweils als wirtschaftliche Zentren deklariert) eine Vielzahl an günstigen Zimmern. Da freut sich der Bub. Denn da muss nichts im Voraus reserviert werden und man ist maximal flexibel. Und Spontanität ist ja so ziemlich das höchste Gut auf einer Reise.

Schlafen ist damit geklärt. Essen gibt’s auch genug: Viel Brot, frisches Obst (also meine Hauptnahrungsmittel), alles da, was man braucht und nicht mehr. Erstaunlich guten Internetzugang gibt es auch. Die Diskussion, ob das in den Bereich Alles-was-man-braucht fällt, sparen wir uns an dieser Stelle. Ich persönlich begrüße derartige Annehmlichkeiten. Aber viel zu tun gibt es nicht. Es galt also, sich gleich um die Weiterreise zu kümmern. Chaiten hatte ich als nächstes Ziel auserkoren. Ein Bus dorthin würde sich anbieten. Bis Samstag (es war Dienstag) sind aber alle ausgebucht. Schön. Dann muss es anders gehen. Fünf Tage Hornopiren waren keine Option, wo ich mich doch in Santiago schon nach zwei Tagen gelangweilt habe.

Ich stand also am nächsten Morgen früh auf und lief auf Verdacht zum Hafen. Wie es der Zufall (auch bekannt als das mich ständig begleitende Glück) es wollte, legte die nächste Fähre in knapp einer Stunde ab. Die Reise konnte also weitergehen. Dreieinhalb Stunden später erreichte die Fähre ihr Ziel. Wie dieses heißt, kann ich euch nicht sagen. Es war nur eine Bootsanlegestelle. Keine Häuser, kein Garnichts. Was es gab, war eine einspurige Straße und einen Bus für diejenigen, die kein eigenes Auto mitgebracht hatten. Mit diesem ging es nur wenige Kilometer zur nächsten Fähre. Der zugehörige Hafen oder vielmehr dessen Umgebung war so schön, dass einem die Wartezeit bis alle Vehikel wieder einsortiert waren, völlig egal war.

Nochmal eine Stunde später und ich war in Caleta Gonzalo wieder an Land. Und ab da wurde es spannend. Drei kleine Holzhütten und eine Cafeteria gab es dort. Bleiben konnte ich hier nicht. Ich musste weiter nach Chaiten. Ein lange Schlange an Autos (auf dem Weg in die Richtung, aus der ich gekommen war), viele bereits wartende Backpacker und dazu die Neuankömmlinge, die nun die Fähre verließen. Da war was los. In dem Getümmel versuchte ich mir eine gute Position zu verschaffen und hoffte wie ein paar Dutzend weitere auf eine Mitfahrgelegenheit. Diese ergab sich dann dank eines LKW-Fahrers, dessen Herz für Rucksackreisende genauso groß war wie die Ladefläche seines Gefährts. Dort tummelten sich nämlich sage und schreibe 38 Personen plus Gepäck. Und in diesem Gedränge fand einer doch tatsächlich noch Platz und Nerven, seine Gitarre auszupacken. So wurde die einstündige Fahrt ein irres Erlebnis mit einer holprigen Schotterpiste, staubigem Fahrtwind sowie einer musikalisch untermalten beeindruckenden Landschaft aus Bergen und Wäldern.

Mission accomplished! Ich war in Chaiten. Es gäbe auch Busse, die von Puerto Montt über Hornopiren nach Chaiten fahren. Also eben jene von mir beschriebene Strecke, die ich in zwei Tagen zurückgelegt habe. 10 Stunden inklusive nicht weniger als drei Fährverbindungen und das für sagenhaft günstige 10000 Pesos, was nicht einmal 15€ entspricht. Ich hätte diesen Bus auch mit dem größten Vergnügen genommen. Aber jetzt kommt’s: Mein Ticket nach Hornopiren kostete 4000 Pesos, die Fähre nach Caleta Gonzalo 5730. Das heißt, ich hab mir 30 Cent gespart. Da geht einem doch das Herz auf.

So oder so ähnlich ging es in der Folge weiter. Meistens einen Tag, höchstens zwei am selben Ort bleiben und dann sehen, wie man weiterkommt. Dazwischen ein wenig Wandern oder einfach am See Steine hüpfen lassen. Es ist herrlich hier. Ich genieße jeden einzelnen Meter auf dieser Straße und jeden Zwischenstopp unterwegs. Das Wetter ist wechselhaft, was der Sache aber keinen Abbruch tut. Städte wie Hornopiren oder Puyuhuapi sehen nämlich nebelverhangen so grandios und mysteriös aus, dass ich sie gar nicht bei strahlendem Sonnenschein sehen muss. Mein aktueller Standort ist Coyhaique. Die mit weitem Abstand größte Stadt entlang der Carretera Austral markiert zugleich auch die halbe Strecke. Sechs Tage hat es bis hierher gedauert. Mensch bin ich wieder flott unterwegs. Geht fast einen Tick zu schnell, wo es mir hier doch so gut gefällt.

On the beaten track

Da war ich ein wenig voreilig, als ich beim letzten Mal von dünn besiedelten Gegenden gesprochen habe. Den ersten Halt nach Santiago gab es in Villarrica und menschenleer ist diese Stadt mitnichten. Zumindest jetzt im chilenischen Sommer platzt der Ort aus allen Nähten. Kaum verwunderlich bei der ausgezeichneten Lage am gleichnamigen Lago Villarrica mit Blick auf einen Vulkan und einem bestechenden Freizeitangebot. Ich habe mich für Rafting entschieden. Dafür musste ich ins benachbarte Pucon und das ist tatsächlich noch überfüllter als Villarrica. Wenn man jedoch nur für einen Tagesausflug da ist, lässt man sich von der Hektik gleich viel weniger anstecken.

Vor meiner Rafting-Tour fand noch ein anderes Event in Pucon statt, das ich aufgrund meiner sehr zeitigen Ankunft ebenfalls verfolgen konnte. Für den „Color Run“ hatten sich hunderte Kids und auch Erwachsene weiße T-Shirts angezogen, um sich dann mit Farbbomben bewerfen zu lassen. Dann wurde in einem Rundkurs durch die Stadt gelaufen. Ob das ganze für einen guten Zweck oder nur aus Spaß an der Freude passiert, habe ich nicht hinterfragt. War jedenfalls schon beim Zusehen witzig. Danach durfte ich selbst aktiv werden und paddelte mich durch die Stromschnellen. Das war richtig cool. Und sehr weise, das ganze von Villarrica aus zu machen. Denn als nächstes ging es nach Puerto Varas, welches ebenfalls viele Möglichkeiten in Sachen Wassersport bietet. Allerdings gab es hier das gleiche Problem wie damals in Queenstown: Alles ausgebucht. Nur eine Nacht verfügbar. Eigentlich wollte ich mich danach nochmals umsehen, um eventuell in einem anderen Hostel unterzukommen. Aber ich wollte dann doch raus aus dem ganzen Trouble und entschied mich spontan dagegen. So erreichte ich schneller als gedacht die Carretera Austral.

Die Carretera Austral beginnt nach Puerto Montt und verläuft über gut 1000 Kilometer Richtung Süden. Die Straße ist nicht durchgehend asphaltiert und an einigen Stellen geht es nur mit der Fähre weiter. Man kommt also nur sehr langsam voran. Auf diesem Abschnitt könnte eine Vorentscheidung fallen, ob ich meinen ursprünglichen Zeitplan einhalten kann oder ob ich meine Reise über den Mai hinaus verlängern werde. Es wird weder gehetzt noch getrödelt. Aber wenn ihr mich möglichst bald wiedersehen wollt, wünscht mir, dass ich nirgendwo steckenbleibe.

Everybody gets a second chance

Santiago die Zweite. Diesmal mit weniger Flughafen und mehr Stadt. Da das Busterminal, an dem ich ankam, nicht gerade sehr zentral gelegen ist, bot sich aus meiner Sicht ein längerer Spaziergang in Richtung der für Touristen interessanteren Viertel schon allein deshalb an, weil man dann bereits vor dem Einchecken die halbe Stadt gesehen hat. Den Vorwurf, dass ich schlicht zu geizig bin, um mit Bus oder Taxi ins Zentrum zu fahren, weise ich entschieden zurück.

Natürlich ist es warm und umgeben von meinen beiden Rucksäcken steigt das Thermometer gefühlt weiter an, aber das ist alles halb so wild. Ungleich schlimmer war die Feststellung, dass ich nach knapp einer Stunde dank meiner neuen Flipflops (noch immer trauere ich meinen alten hinterher, die mir drei Monate lang die Treue gehalten haben) Blasen an den Füßen hatte und wieder auf Turnschuhe umsteigen musste. Ich setze mich also auf eine schattige Bank, um mein Schuhwerk zu wechseln und weil ja ein Unglück selten allein und alles Gute von oben kommt, werde ich Opfer eines Luftangriffs. Beim nächsten Mal besser vorher abklären, ob parallel zur Bank ein Stromkabel verläuft, auf dem Tauben ein Stockwerk über einem ebenfalls eine Pause einlegen. Aber macht ja nichts. Man hat schließlich sein ganzes Gepäck dabei und kann zumindest das T-Shirt wechseln. Trotzdem hatte Santiago den ersten Eindruck … nun ja, mit Verlaub, verkackt. Vor Schmerzen immer noch leicht humpelnd und nun auch noch unangenehm riechend musste jetzt dringend ein Hostel gefunden werden. Ein Glück, dass an der ersten angefragten Adresse eine Reservierung kurzfristig storniert worden war. Ich hatte ein Zimmer, viel wichtiger noch, eine Dusche und Santiago und ich waren wieder versöhnt.

Trotz meiner lädierten Füße musste die Stadt in der Folge natürlich genauer inspiziert werden. Santiago hat definitiv schöne Ecken, von denen ich nur einen Bruchteil gesehen habe. Ansonsten würde ich sagen, es ist eine typische Großstadt mit allen dazugehörigen Vorzügen und Nachteilen. Absolute Highlights gibt es aus meiner Sicht aber keine. Am schönsten sieht die Stadt von oben aus. So bietet vor allem der Cerro San Cristobal eine hübsche Aussicht auf Chiles Hauptstadt und lässt im Hintergrund erahnen, wie hoch die Anden in den Himmel ragen.

Was die Großstädte betrifft war es das damit für eine Weile. Ab jetzt geht es in Richtung Patagonien in dünner besiedeltes Gebiet. Meine genaue Route in den Süden nimmt langsam Gestalt an, aber der Weg, den ich mir vorgenommen habe, ist weit. Ca. zwei Tage reine Fahrzeit sind es bis Ushuaia. Da will ich hin. Sonst hätte ich meine warmen Klamotten ja ganz umsonst dabei.

Die Tageshöchstwerte für Ushuaia, Argentien liegen in dieser Woche zwischen 8 und 14 Grad Celsius (Anm. d. Red.)

Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus

Gut eine Woche ist vergangen seit meiner Ankunft in Santiago de Chile und ich stelle sehr zufrieden fest, dass es mir diesmal ziemlich leicht fiel, mich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Das lag nicht zuletzt auch an der Wahl meiner ersten Unterkunft. Da ich relativ selten Lust auf Großstädte habe, ganz besonders nach Flügen (ich denke da zum Beispiel an Bangkok, das es in einer Rangliste meiner Lieblingsorte vermutlich nicht unter die Top 100 schaffen würde), verließ ich den Flughafen gleich in Richtung Valparaíso. Von dem Bisschen, was ich über Chile weiß, hatte ich im Hinterkopf, dass es dort ganz nett sein soll.

Jeweils zwei Stunden Busfahrt und Spaziergang später finde ich: Valparaíso ist die schönste Stadt, die ich je gesehen habe. Zuallererst ist es eine Hafenstadt, was meiner Meinung nach immer einen Pluspunkt gibt. Dabei ist das Hafenviertel aber bei Weitem nicht die schönste Ecke. Viel beeindruckender sind die sogenannten Cerros (Hügel) dahinter. Rom, so sagt man ja, wurde auf sieben Hügeln erbaut. In Valparaíso sind es 42. Auf solchem Terrain derart viele Häuser zu bauen, erscheint mir sehr schwierig. Aber wenn so eine Stadt dabei entsteht, kann man nur gratulieren. Nicht nur die Lage der Gebäude sondern auch deren Aussehen macht die Stadt so einzigartig. So sind die Häuser zum einen in bunten Farben gestrichen und zum anderen größtenteils mit sehr fantasievollen und detailverliebten Graffitis und Wandmalereien verziert. Am besten vertreibt man sich hier also die Zeit mit Herumschlendern und Kaffeetrinken.

Da fällt der Einstieg natürlich leicht. Aber so gut es mir auch gefallen hat, nach fünf Nächten hatte ich wieder große Lust auf Neues. Also geht es zurück nach Santiago, in die Großstadt. Schwer vorstellbar, dass es mir dort besser gefällt. Aber ich schaue es mir mal an.