These boots are made for walking

Für viele ist eine mehrtägige Trekking-Tour fester Bestandteil einer jeden Reise. Was mich angeht, dachte ich, dass ich ohne Campingausrüstung mit geführten Touren Vorlieb nehmen müsste. Ein paar von dieser Sorte habe ich auch gemacht und, versteht mich nicht falsch, sie waren allesamt große Klasse. Aber es ist doch etwas ganz anderes, auf eigene Faust unterwegs zu sein. Und im Colca-Canyon im Süden Perus ergab sich für mich tatsächlich die Möglichkeit, drei Tage lang ohne Guide und ohne Zelt zu wandern, nachdem ich in den vorangegangenen Tagen eine sehr ruhige Kugel geschoben und in Tacna und Arequipa die Annehmlichkeiten des peruanischen Stadtlebens genossen habe. Eine handvoll kleiner Dörfer im Abstand von wenigen Kilometern bieten einige preiswerte Unterkünfte und somit findet man praktisch immer ein Bett für die Nacht.

Ausgangs- und Endpunkt meiner Route war das 3600 Meter hoch gelegene Cabanaconde. Gleichgesinnte findet man bereits im Bus oder spätestens auf dem Weg und so ging es zunächst in belgischer, später in irischer Begleitung auf die sehr fordernde aber wunderschöne Strecke. An Tag eins ging es fast nur bergab, und das gut sechs Stunden lang. Als Tagesziel wurde Sangalle auserkoren, auch genannt „Die Oase“. Und in der Tat, dieser Name ist verdient. Bei der Ankunft im Dorf findet man sich nicht auf einer Straße sondern unmittelbar in einem Garten mit Pool wieder. Perfekt zum Ausspannen nach einem anstrengenden Tag möchte man meinen. Aber an Tag zwei kam es sogar noch besser. Diesmal führte der Weg meistens ohne größere Steigungen nach Llahuar. Da gibt es auch Wasser zum Planschen. Nur ist es angenehme 39 Grad warm.

Danach konnte er kommen, der letzte Tag mit dem beschwerlichen Aufstieg nach Cabanaconde. Es hätte auch eine Alternative hierzu gegeben: Ein Bus, der einen bequem nach oben bringt und darüber hinaus Zeit gibt, noch einen halben Tag in den heißen Quellen zu entspannen. Ich bin schon sehr stolz auf mich, diese unheimlich verlockende Option nicht gezogen zu haben. Wiederum gut sechs Stunden ging es nun also fast ausschließlich bergauf. Aber kaum ist man angekommen, ist die ganze Quälerei schon wieder vergessen. Zusammen mit meinen irischen Freunden ging es danach mit dem Bus zurück nach Arequipa und das Abendessen in einem französischen Restaurant war das i-Tüpfelchen auf drei herausragenden Tagen, an denen ich einmal mehr malerische Landschaften gesehen, großartige Menschen getroffen und mir selbst bewiesen habe, dass ich körperlich doch noch ein bisschen was drauf habe.

I’m on a plain … I can’t complain

… und wie das geklappt hat mit Bolivien. Dabei war ich mir kurz nach der Einreise sicher, einen Fehler gemacht zu haben, indem ich mir einen Bus ausgesucht hatte, der um 3 Uhr morgens in Uyuni ankommen sollte. Als dann auch noch der Busfahrer die Frage, ob es denn eine Toilette an Bord gäbe, lachend verneinte (wir seien hier ja „in der Provinz“), machte ich mich auf eine lange und ungemütliche Nacht gefasst. Lang war sie auch. Aber die meiste Zeit genoss ich den Luxus, keinen Sitznachbarn zu haben und das Toilettenproblem ließ sich durch eine auf das nötige Minimum beschränkte Flüssigkeitszufuhr lösen. Ankunft in Uyuni: 4 Uhr. Jetzt schnell ein Hostel finden und dabei in der Dunkelheit nicht überfallen werden. Hat beides geklappt. Also wieder einmal alles halb so wild. Danach gab es einen wohlverdienten Pausetag, an dem nichts weiter auf dem Programm stand, als die mir empfohlene Tour durch den Salar de Uyuni zu buchen. Auch dieses war kein Problem. Touranbieter gibt es unzählige, die Preise sind ähnlich und der Ablauf der Touren nahezu identisch.

Bestens ausgeruht und gestärkt durch einen superleckeren Eintopf von der Straße startete am nächsten Morgen die dreitägige Tour durch die Salzwüste mit Ende in San Pedro de Atacama, Chile. Zu sehen gab es da einiges: Vulkane, Lagunen (manche von Flamingos bewohnt), eine Insel mit Kakteen, Geysire und natürlich die unglaublich große Ebene aus Salz, die sich hervorragend für spektakuläre Bilder mit optischen Täuschungen eignet. Letztere sind nicht mit meinem Handy gemacht worden, deshalb gibt’s leider kein Bild von mir auf der überdimensionierten Wasserflasche. Aber der Rest ist auch ganz schön …

Haben definitv Lust auf mehr gemacht diese knapp fünf Tage in Bolivien. Viel unstrukturierter und viel hektischer als die Nachbarn im Süden, aber sehr charmant. Das chilenische San Pedro de Atacama war dagegen wieder total ungewohnt. Unmengen an Touristen (verständlich bei dem großen Angebot an Touren) und auf der Straße wird mehr Englisch, Deutsch und Französisch als Spanisch gesprochen. Von dem angeblich so entspannten Flair der Wüstenstadt habe ich nichts gespührt. Umso schöner, dass ich mir am Tag meiner Weiterreise nach Arica noch kurz ein Fahrrad ausgeliehen habe, um das Valle de la luna zu erkunden. Das war bei der Affenhitze ziemlich anstrengend aber am Ende der Strecke konnte ich Pause machen und dabei mitten in der Wüste zwei Stunden völlige Stille und Einsamkeit genießen. Sonnenbrand gabs da natürlich auch keinen. Wie an obigen Bildern zu erkennen ist, habe ich bereits in Bolivien meine Sonnenschutzstrategie perfektioniert.

Jetzt bin ich ganz im Norden Chiles und kann es kaum erwarten, nach Peru zu kommen. Und das obwohl mein Wissen über dieses Land sehr überschaubar ist. Machu Picchu, Titicaca-See und sonst … keine Ahnung. Aber genau das macht es ja so spannend.

Endspurt in Argentinien

Mit der Region Salta gab es wieder einige Umstellungen. Es ist deutlich wärmer als im Rest des Landes aber die trockene Luft macht das Ganze relativ erträglich. Viel spannender war die Frage, wie ich mit der Höhe zurechtkomme. Einige Orte liegen über 2000, manche sogar 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Das höchste der Gefühle war eine Tour zum Hornocal auf 4350m und ich stelle erleichtert fest, dass ich mich körperlich ziemlich gut fühle. Das Sportprogramm habe ich in weiser Voraussicht etwas zurückgefahren. Von wegen Höhentrainingslager. Schließlich muss ich in Rio keine Medaillen holen. Besonders schön fand ich ja, dass es endlich wieder Streetfood gab. Kleine Stände, an denen leckere Snacks verkauft wurden, gab’s in den letzten vier Monaten so gut wie nie. Wie ich das vermisst habe.

Was das Programm anging war wieder einmal Tempo angesagt. Wunderhübsche Städte und Dörfer gibt es viele und oftmals sind die Busfahrten durch die sehr abwechslungsreiche und phasenweise spektakuläre Landschaft genauso interessant wie der Zielort. Cachi, Tilcara, Purmamarca und Iruya sind vier dieser Orte, die mich aufgrund ihrer Szenerie besonders begeistert haben. Dazu kamen Ausflüge zu einem Salzsee und dem bereits erwähnten Hornocal, auch bekannt als Hügel der 14 Farben. Eine weitere Neuheit war, dass ich dabei erstmals mit einem Reisepartner unterwegs war. Christophe aus Frankreich hatte ich bei der Unterkunftssuche in Purmamarca kennengelernt. Verbindendes Element war die Liebe zur Musik. Gleich nach meiner Frage, ob ich denn auch mal auf seiner Gitarre spielen dürfe, war das Eis gebrochen. In den folgenden drei Tagen wurden viele schöne Orte besucht und an diesen fleißig musiziert, sowie auch einiges an großartigem Bild- und Videomaterial produziert.

Auch wenn mir diese Region sehr gefallen hat, war meine Stimmungslage in den letzten Tagen ziemlich seltsam. Es gab Tage, an denen der Input fast zu viel war und wenn ich mal bewusst eine Pause eingelegt habe, war mir sofort langweilig. Ein nicht leicht zu lösendes Problem, wie mir scheint. Aber ich denke, das legt sich wieder von allein. Jetzt hoffe ich erstmal, dass in Bolivien alles klappt. Wenn alles so funktioniert wie geplant, sollte ich in weniger als einer Woche wieder in Chile sein. Drückt mir dir Daumen.

Zeit für Entscheidungen

Schön war`s in Puerto Iguazú. Nach zwei Tagen Ausspannen hab ich mich dann doch daran erinnert, warum ich dort war: Wasserfälle. Diese befinden sich im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die Rollen sind dabei klar verteilt. Da die Wasserfälle die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien markieren, besitzen beide Länder einen Nationalpark, der natürlich besucht werden will. Und Paraguay, nun ja, hat leider keine Wasserfälle. Man umwirbt die zahlreichen Touristen mit Shopping-Touren, die im mit Abstand ärmsten der drei Länder entsprechend billiger ausfallen.

Auf der brasilianischen Seite, die ich zuerst gesehen habe, erhält man ein großartiges Panorama der vielen Wasserfälle von Iguazú. Allerdings sind die Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben, eher begrenzt. In weniger als zwei Stunden hat man eigentlich alles gesehen. Kein Tagesausflug also (auch wenn die Busfahrt inklusive Ein- und Ausreiseformalitäten hinzukommt) aber absolut sehenswert.

Argentiniens Nationalpark hat dagegen einiges mehr zu bieten. Viele Wanderwege und Bootstouren bieten genug Abwechslung, um sogar zwei Tage dort zu verbringen. Mir persönlich hat aber einer gereicht. Neben den Wasserfällen an sich waren auch die Stegkonstruktionen im Park sehr beeindruckend, die einen unwahrscheinlich nah ans Geschehen fuehren. Ich hatte es vor einiger Zeit schon einmal angemerkt, dass eine derart bequeme Erreichbarkeit eines Ortes, wenigstens aus meiner egoistischen Sichtweise heraus, eher suboptimal ist. Oder kürzer: DA SIND ZU VIELE MENSCHEN!!! (Da geht er hin, mein Vorsatz, mich nicht mehr zu beschweren)
Nein, es hat auch seine guten Seiten. So konnte ich mich auch köstlich über einen Touristen amüsieren, der mit seinem Smartphone ein Bild von seiner eigenen Kamera machte, als sich ein Schmetterling darauf setzte, wobei er noch eine weitere Kamera auf der Schulter trug. Hätte just in diesem Moment jemand ein Bild von mir gemacht, wäre das ein Foto von jemandem, der mit seinem Handy ein Bild von jemandem macht, der gerade mit seinem Handy ein Bild von seiner Kamera macht. Ich find sowas witzig.

Kommen wir nun zu den im Titel angekündigten Entscheidungen. Die wichtigste zuerst: Ich hab mich nun endgültig auf mein Rückflugdatum festgelegt. Der ursprüngliche Flug vom 31.5. wird um zwei Wochen auf den 14. Juni verschoben. Nicht dass ich heute schon wüsste, dass ich exakt an diesem Tag keine Lust mehr auf Reisen habe. Es geht vielmehr um einen Termin, den ich nicht verpassen moechte. Soviel dazu.

Darüber hinaus habe ich auch was meine Reiseroute angeht eine Frage geklärt, die schon seit den ersten Planungsschritten vor gut einem Jahr im Raum stand. Für Südamerika hatte ich mir ein paar Ziele ausgemacht, die meine ungefähre Route abstecken sollten. Diese waren unter anderem Ushuaia, Buenos Aires und Iguazú. Danach sollte es irgendwie in Richtung Peru gehen.
„Bolivien oder nicht Bolivien?“ Das war hier die Frage. Wie diesem Blog zu entnehmen ist, war Bolivien zunächst nicht vorgesehen. Im Laufe der letzten Monate habe ich mir viele Meinung über dieses Land angehört und die Option stand ein halbes Dutzend mal zur Debatte und war dann doch immer wieder vom Tisch. Nun hat mir ein wahrer Südamerika-Veteran erzählt, eine Tour durch den Salar de Uyuni sei „DAS Highlight“ seiner ersten Reise gewesen. Abgesehen davon endet besagte Tour wieder im chilenischen San Pedro de Atacama, wo ich ja ohnehin noch vorbeischauen wollte.

Damit ist es beschlossen. Ich mache vor Peru noch einen kurzen Abstecher nach Bolivien. Ich freu mich ja schon so.

Gute Luft und schlechtes Karma

Buenos Aires ist großartig. Auf Anhieb hab ich mich dort sehr wohl gefühlt. Die Stadt hat viele schöne Ecken, darunter viele Parks und ist rund um die Uhr sehr lebendig. An diesem Urteil ändern auch die paar Kleinigkeiten nichts, die dort schiefgelaufen sind. Nur soviel: Das mit dem Handy war nicht der einzige Rückschlag, aber die anderen Geschichten passen hier leider nicht her. Die geb ich später lieber in einer privaten Runde zum Besten.

Wenden wir uns wieder den schönen Dingen zu. In den ersten beiden Tagen hab ich mich in Eigenregie auf Erkundungstour gemacht. Einfach durch die Straßen schlendern ohne gezielt die Sehenswürdigkeiten abzugrasen. Das hab ich mir für die zwei folgenden Tage aufgespart, an denen es jeweils eine Walking Tour durch die Stadtteile Recoleta und San Telmo gab. Tourguide Ramiro führte einen dabei nicht nur an die absoluten Must-Sees wie den Cemeterio de la Recoleta und die Plaza de Mayo sondern unter anderem auch zum ehemaligen Stammfriseur von Papst Franziskus. Dazu gab´s viele interessante und witzige Anekdoten aus der argentinischen Geschichte.

Nach der zweiten Tour wollte ich zunächst mein Ticket nach Puerto Iguazu kaufen. Aber warum schon abhauen? Da war er zum ersten Mal: Ein Ort, den ich nach vier Tagen immer noch interessant fand. Also informierte ich mich nur über Preise und Fahrplaene und suchte mir anschließend ein Hostel in einem anderen Stadtteil. Das Preisevergleichen an sich am Terminal von Retiro war für mich dabei schon ein weiteres Highlight. Die Masse an Busunternehmen, die um die Gunst der Kunden werben und die entsprechende Anzahl an Schaltern ist schier unfassbar. Allein in eine Richtung zu laufen und dabei mit zur Seite gerichtetem Blick die Schilder mit den Destinationen zu lesen, bescherte mir mittelstarke Kopfschmerzen. Praktischerweise waren die Fahrzeiten so günstig, dass ich mein Ticket wenige Tage später ganz spontan zwei Stunden vor Abfahrt kaufen konnte.

Tut mir leid wenn ich hier nicht alles aufkläre, aber gewisse Dinge haben mich dann doch dazu veranlasst, Buenos Aires fluchtartig zu verlassen. Gut möglich, dass ich sonst noch dort wäre. So bin ich Quito (als meiner letzten Station vor Europa) und damit einer relativ zeitnahen Rückkehr nach Deutschland wieder ein Stück nähergekommen, was einige von euch sicher begrüßen werden. Aber hier in Puerto Iguazu ist erstmal Durchschnaufen angesagt. Die letzten Tage (inklusive der mit 20 Stunden längsten Busfahrt meines Lebens) haben ihre Spuren hinterlassen. Doch wenn ich mich demnächst zu den berühmten Wasserfällen begebe, ist das alles wieder vergessen …

Phone stolen

Kurzmitteilung

Hi my friends,
unfortunately my phone was stolen. If you want to keep in touch just leave a short comment so I’ll receive your mail address. You can also add your phone number. Of course, those comments won’t be shown on this page. Nobody but me will read it.

Love you all,
Lukas

The end of the blog as we know it ???

Meine lieben Leser,

wie gern haette ich euch in diesem, meinem neuesten Bericht nur und ausschliesslich davon erzaehlt, wie beeindruckt ich von Buenos Aires bin und wie sehr mir diese Stadt gefaellt. Aber leider muss ich euch mitteilen, dass mir heute Abend mein Handy geklaut wurde. Mein Helfer fuer alle Faelle: Kamera, Wecker, Kalender, Notizbuch und auch die meisten Texte dieses Blogs habe ich mit seiner Hilfe verfasst.

Wie ist es passiert¿ St.Patrick’s Day, eine riesige Menschenmenge und von einem Moment auf den anderen ist eine Hosentasche leer (in der anderen war der Geldbeutel, der zum Glueck noch da ist). Man weiss, dass dort Taschendiebe unterwegs sind und meinen diebstahlsicheren Beutel hatte ich nicht dabei. Selbst schuld. Die Wahrheit ist, dass es schon mindestens vier, fuenf Momente auf dieser Reise gab, in denen ich mich unklug verhalten habe und dafuer nicht bestraft wurde. Diesmal war es soweit.

Schade um mein Handy. Ich hatte es unheimlich gern. Am Ende des Tages kostet mich das ganze aber in erster Linie Geld, ansonsten ist nichts passiert. Schon auf dem Nachhauseweg sind mir 10 viel schlimmere Szenarien eingefallen.

Was mir am meisten wehtut, ist der Verlust vieler Telefonnummern von meinen Freunden aus aller Welt. Von einigen habe ich leider keine E-mail-Adresse oder andere Moeglichkeiten in Kontakt zu bleiben. Wehe ihr kommt mir jetzt mit Facebook. Ich will nichts hoeren. Meine Hoffnung und mein grosses Glueck ist dieser Blog, von dem ich dem ein oder anderen praktischerweise erzaehlt habe.

Wenn du also diesen Bericht liest und mit mir in Kontakt bleiben moechtest, hinterlasse einfach einen Kommentar zu diesem Artikel, damit ich deine Mail-Adresse erhalte. Wer will, kann gerne auch seine Telefonnummer dazuschreiben. Diese Kommentare werde ich selbstverstaendlich nicht veroeffentlichen. Ausser mir wird das niemand lesen. Datenschutz wird hier grossgeschrieben.

Was die Frage aus der Ueberschrift angeht: Ich werde natuerlich weiterschreiben und euch mit meinen mehr oder minder spannenden Ausfuehrungen auf dem Laufenden halten. Internet gibt’s ja schliesslich ueberall und bald werd ich auch wieder ein Mobiltelefon besitzen. Bis dahin gibts Texte ohne Umlaute (ich weiss, das stoert den Lesefluss und sieht bescheiden aus) aber dafuer auch das lustige spanische Fragezeichen ¿¿¿

Ich lass mich durch solche kleinen Missgeschicke doch nicht aufhalten. Um es mit einem meiner Lieblingszitate zu sagen:
„Ich mach mein Zeug“ (Sven Hannawald, in fast jedem Interview auf seinem Weg zum Gewinn aller Springen der Vierschanzentournee)

Völlig am Ende … der Welt

War dann doch gar nicht so schlimm wie befürchtet. Auch wenn es einen während der Fahrt ärgert, mindestens alle vier Stunden aussteigen zu müssen, liegt vielleicht genau darin das Geheimnis, dass man am Ende der Reise dann doch nicht völlig am Ende ist. Grund für die zahlreichen Pausen waren neben dem Umsteigen in Rio Gallegos die Ein- und Ausreiseformalitäten. Um das nochmal klarzustellen: Sowohl El Calafate als auch Ushuaia liegen in Argentinien. Trotzdem hat man bei der Ankunft vier Stempel mehr im Pass. Schuld daran ist der sehr kuriose Verlauf der Grenze zwischen Argentinien und Chile ganz im Süden des Kontinents. Müsst ihr euch mal anschauen. Aber wenn man die Strecke geflogen wäre, hätte man mehr bezahlt und zudem die Landschaft nicht gesehen. Naja, um ehrlich zu sein: Es gibt nichts zu sehen. „Pampa“ sagen wir ja gerne umgangssprachlich, wenn irgendwo so rein gar nichts ist. Das trifft zwar auf 90% der Strecke von El Calafate nach Ushuaia zu, aber die echte Pampa ist ein Gebiet nördlich davon. Da muss man hier genau sein.

Mit seiner Lage am Beagle Kanal und von Bergen eingerahmt ist Ushuaia selbst dann doch ganz charmant. Dennoch rührt die Anziehungskraft der Stadt wohl eher von der äußerst cleveren Vermarktung als „Ende der Welt“. Ob Ushuaia wirklich den inoffiziellen Titel südlichste Stadt der Welt verdient, hängt davon ab, wie man „Stadt“ definiert. Denn südlichere Orte gibt es sehr wohl (wiederum in Chile). Soviel dazu. Sollen die unter sich ausmachen.

Fakt ist: Ushuaia ist sehr beliebt, bei einheimischen und ausländischen Touristen. In der Hauptsaison soll es kaum machbar sein, spontan ein Zimmer zu bekommen. Durch mein gutes Timing habe ich diese Zeit um knapp eine Woche verpasst. Wenig Auswahl gab es zwar immer noch und ich musste nach zwei Tagen das Hostel wechseln, aber im großen und ganzen war das kein Problem. Es scheint nämlich so zu sein, dass viele Leute denken, pünktlich zum März schlage in Patagonien und Feuerland das Wetter um und deshalb endet die Hochsaison exakt mit dem 1.3. (2016 sogar einen Tag später dank Schaltjahr).

Mit der Nachfrage und der extremen Lage gehen natürlich auch entsprechende Preise einher. Die vielen mehr oder minder spannenden Angebote lassen sich einteilen in: ziemlich teuer, unverschämt teuer und absurd teuer (Stichwort: Antarktis-Kreuzfahrt). Klar, ich bin ein reicher Europäer und ich beschwere mich (insbesondere auf diesem öffentlichen Kanal) nur ungern, aber ich finde es einfach frech, wenn für den Bus in den nur 12km entfernten Nationalpark hin und zurück über 10€ verlangt werden. Dass der Eintritt für den Parque Nacional Tierra Del Fuego dann nochmal 10€ pro Tag kostet, kommt hinzu, ist aber schon eher vertretbar. Schließlich nimmt man ja ganz gutgläubig an, das Geld fließe in den Erhalt des Parks. Für Essen gilt dasselbe wie für die Unterkünfte. Man hat wenig Auswahl und bekommt auch nicht viel für sein Geld.

So, genug des Echauffierens. Demnächst geht’s in den Norden Argentiniens. Da gibt es wieder mehr zu essen, das Thermometer steigt und die Preise sinken. Und das Geld für den Bus hab ich letztendlich auch nicht zahlen müssen. Zum Nationalpark bin ich gelaufen. Am Eingang dann gab’s eine Karte, die mir offenbarte, dass es wohl doch besser gewesen wäre, in den Bus zu investieren. Denn der Ausgangspunkt vieler Wanderwege lag nochmal 10km entfernt. Mit schon ein paar Kilometern in den Beinen wurde die Wahl meiner Route zusätzlich dadurch eingeschränkt, dass sich meine Karte unter dem strömenden Regen aufzulösen begann, wann immer ich einen Blick auf sie warf. Eine kleine, einstündige Runde hab ich dann gedreht und danach war die anfangs noch vorhandene Motivation auch erschöpft. Bilanz: Drei Stunden laufen (im Regen), davon nur eine Stunde im Nationalpark selbst und dafür 10€ gezahlt. Das klingt sehr ernüchternd, hat aber irgendwie Spaß gemacht. Zudem wurde ich auf dem Heimweg von einem amerikanischen Pärchen aufgelesen und sparte mir so zwei weitere Stunden im Dauerregen.

Das waren meine persönlichen Eindrücken vom Ende der Welt. Vielleicht war es aus dem Subtext herauszulesen, dass ich es dort nicht sooo wahnsinnig toll fand. Aber wie immer in solchen Fällen würde meine Antwort, wenn mich jemand fragt, ob es einen Besuch wert sei, lauten: „Mir hat’s ja nicht so gut gefallen. Aber du solltest es dir unbedingt ansehen.“

Ice Ice Baby

In El Calafate Halt zu machen, ist, wenn man von El Chalten in Richtung Süden unterwegs ist, fast schon obligatorisch. Benannt ist die Stadt nach einer hier heimischen Beere. Laut einer Legende garantiert der Verzehr der Calafate eine Rückkehr nach Patagonien. Ich habe mir bestätigen lassen, Eis zähle auch und so habe ich mir einen zweiten Patagonien-Besuch bereits jetzt gesichert. Nichtsdestoweniger will man manche Dinge schon diesmal sehen und deshalb wurde eine Tour zur Hauptattraktion der Gegend, dem Perito Moreno Gletscher, gebucht. Was macht den jetzt so besonders? Er ist weder der größte noch der höchste Gletscher, nicht einmal im regionalen Vergleich. Zunächst ist er leicht zugänglich. Touristen mögen so etwas. Gut eine Stunde Busfahrt von El Calafate und schon ist man auf Schlagdistanz. Vom Bus ins Boot und/oder auf wohlpräparierten Wegen einen Rundgang machen und das Panorama genießen. Soweit so schön. Sehr schön sogar. Zugegeben. Da fällt mir auf, ich hab schon lange kein Bild mehr in einem Artikel platziert. Bitteschön …

unspecified

Aber damit nicht genug. Der Perito Moreno macht etwas, das kein anderer Gletscher macht. La Ruptura nennt sich das Phänomen. Es folgt ein kleiner Exkurs Geographie: Der Perito Moreno schiebt sich täglich ca. zwei Meter vorwärts in Richtung der Peninsula Magallanes. Kommt die Wand aus Eis dort an, teilt sie zwei ansonsten miteinander verbundene Seitenarme des Lago Argentino. Das unter dem Gletscher fließende Wasser höhlt den Gletscher nach und nach aus und formt so einen Bogen, der aufgrund des Drucks durch das ständige Voranschreiten der Eisfront letztendlich wieder einstürzt. Ich hoffe, das war weitestgehend korrekt und mehr oder weniger verständlich. Dieses Schauspiel ist allerdings sehr selten. Genau lässt es sich nicht vorhersagen. In den 70er- und 80er-Jahren kam es alle vier Jahre zu einer Ruptura. Nach 1988 dauerte es 16 Jahre bis zur nächsten und manchmal ereignete sich das Phänomen in einem zweijährigen Rhythmus. Das ganze Spektakel spielt sich jeweils innerhalb weniger Tage ab.

Wollt ihr raten, was gerade los war, als ich meine Tour zum Perito Moreno gemacht hab? Nein, den Einsturz des Bogens habe ich nicht gesehen. In diesem Moment dabei zu sein, ist ähnlich wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. Denn manchmal passiert das ganze mitten in der Nacht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber es war der Beginn des Zyklus und so konnte man in unregelmäßigen Abständen riesige Eisbrocken ins Wasser stürzen sehen. Ja, das ist genauso spektakulär wie es klingt. Überall breit grinsende Gesichte, viele Ahhhh’s und Ohhhh’s aber wie besonders das alles ist, sieht man daran, dass der Tour-Guide, der seit 12 Jahren im Geschäft ist, sich wie jeder andere Touri verhält und pausenlos Fotos knipst. Ein historischer Moment sei das, hat er gemeint. Und ich war dabei. Wahnsinn. Ein unvergessliches Erlebnis.

Abschließend noch ein allgemeiner Kommentar. Neulich bin gefragt worden, wie man das macht, all diese Eindrücke zu verarbeiten. Die Antwort ist eigentlich ganz simpel: Man hat viel Zeit. Stopp. Ich kann hier ja nur für mich sprechen, also: Ich habe viel Zeit. In meinen Berichten kommen natürlich all die tollen Dinge vor, die ich so mache. Aber es ist nicht so dass ich jeden Tag von morgens bis abends Programm mache und dann bis zum Morgen feiern gehe. Es ist auch viel Leerlauf dabei. Sehr oft wartet man und das manchmal auch sehr lange. Und ich rede jetzt nicht von mehr oder minder sinnvollem Rumtippen auf dem Telefon, um sich die Zeit zu vertreiben. Nein, ich meine die reinste Form des Wartens, in der man mit nichts anderem beschäftigt ist als den eigenen Gedanken. Während das normalerweise an den Nerven zehrt, bietet das intensive Nichtstun für mich einen durchaus willkommenen, vielleicht sogar absolut notwendigen Ausgleich zu den vielen neuen und spektakulären Eindrücken und gibt mir Zeit, eben jene nochmal Revue passieren zu lassen. Ihr seht, warten ist wichtig. Ein Hoch auf das Warten. Ein Hoch auf die Langeweile.

Wäre kein schlechter Schluss gewesen und sowas ist mir eigentlich immer ein großes Anliegen. Trotzdem muss ich fairnesshalber anfügen, dass es selbstverständlich auch Momente gibt, in denen man einen Tick zu lange warten muss, es einem irrsinnig auf den Zeiger geht und man sämtliche höheren Mächte (auch die, an die man nicht glaubt) anruft, es möge verdammt nochmal endlich etwas weitergehen. Und was allein schon wieder an Zeit vergangen ist, seit ich diesen Artikel verfasse. Ganz praktisch eigentlich, denn ich … warte … auf meinen Bus nach Ushuaia. Um drei Uhr morgens fährt der und 18 Stunden wird die Reise dauern. Viel Zeit. Nur gut dass ich mir gerade in Erinnerung gerufen habe, wie kostbar diese Zeit doch ist.