Kontrastprogramm

Ich hab mich ja moralisch schon darauf eingestellt, dass es mit der Ruhe, die im Osten des Landes herrscht, schlagartig wieder vorbei ist, wo es jetzt in die großen Städte geht. Sihanoukville hab ich mir dabei als erstes vorgenommen. Wie gesagt, ich wusste ungefähr, was mich dort erwartet: Party und Strand. Eine klassische Touri-Hochburg, wie es sie dutzendfach auf der Welt gibt. Aber wie sehr man dann vor Ort von Menschen umzingelt ist, die auf die ein oder andere Weise dein Geld wollen, ist schon sagenhaft. Alle zehn Meter wird man dazu angehalten, sich in eines der Restaurants zu setzen oder eine Fahrt mit dem Tuk-Tuk zu unternehmen, am Strand wird einem ungefragt der Rücken enthaart und auch gegen eine Pediküre musste ich mich schon fast körperlich wehren. Ach ja, hab ich das Feuerwerk schon erwähnt? Nein? Das gibt’s nämlich am Abend käuflich zu erwerben, was dazu führt, dass hier 365 Tage im Jahr Silvester ist. Sich zu entspannen, wird einem wirklich mit allen Mitteln erschwert. Phasenweise ist es mir aber doch gelungen. Da war zum Beispiel eine Seitenstraße mit einem hervorragenden Restaurant, wo ich zweimal gegessen und dabei unglaubliche sechs Stunden dort verbracht habe. Und auch ein ganz alternativer Strandabschnitt bot mir einen Moment der Ruhe für mich allein. Es war ein leerstehendes Gebäude, vor dem eine Art Holzterrasse aufgebaut war. Ich bin mir nicht sicher, ob sich das mit der Beschreibung nach einem wunderschönen Ort anhört, deshalb zur Klarstellung: Keine Terrasse in dem Sinn, sondern eher eine Ansammlung von Brettern. Hauptsache kein Mensch, der einem Obst, eine Massage oder Gras andrehen will. Waren also auch gute Momente dabei und als inoffizieller Weltmeister im Dingen-etwas-Positives-abgewinnen fand ich es schön, ein bisschen was für meinen Teint tun zu können. Aber auf Dauer würde ich hier durchdrehen. Also schnell ab nach Phnom Penh …