These boots are made for walking

Für viele ist eine mehrtägige Trekking-Tour fester Bestandteil einer jeden Reise. Was mich angeht, dachte ich, dass ich ohne Campingausrüstung mit geführten Touren Vorlieb nehmen müsste. Ein paar von dieser Sorte habe ich auch gemacht und, versteht mich nicht falsch, sie waren allesamt große Klasse. Aber es ist doch etwas ganz anderes, auf eigene Faust unterwegs zu sein. Und im Colca-Canyon im Süden Perus ergab sich für mich tatsächlich die Möglichkeit, drei Tage lang ohne Guide und ohne Zelt zu wandern, nachdem ich in den vorangegangenen Tagen eine sehr ruhige Kugel geschoben und in Tacna und Arequipa die Annehmlichkeiten des peruanischen Stadtlebens genossen habe. Eine handvoll kleiner Dörfer im Abstand von wenigen Kilometern bieten einige preiswerte Unterkünfte und somit findet man praktisch immer ein Bett für die Nacht.

Ausgangs- und Endpunkt meiner Route war das 3600 Meter hoch gelegene Cabanaconde. Gleichgesinnte findet man bereits im Bus oder spätestens auf dem Weg und so ging es zunächst in belgischer, später in irischer Begleitung auf die sehr fordernde aber wunderschöne Strecke. An Tag eins ging es fast nur bergab, und das gut sechs Stunden lang. Als Tagesziel wurde Sangalle auserkoren, auch genannt „Die Oase“. Und in der Tat, dieser Name ist verdient. Bei der Ankunft im Dorf findet man sich nicht auf einer Straße sondern unmittelbar in einem Garten mit Pool wieder. Perfekt zum Ausspannen nach einem anstrengenden Tag möchte man meinen. Aber an Tag zwei kam es sogar noch besser. Diesmal führte der Weg meistens ohne größere Steigungen nach Llahuar. Da gibt es auch Wasser zum Planschen. Nur ist es angenehme 39 Grad warm.

Danach konnte er kommen, der letzte Tag mit dem beschwerlichen Aufstieg nach Cabanaconde. Es hätte auch eine Alternative hierzu gegeben: Ein Bus, der einen bequem nach oben bringt und darüber hinaus Zeit gibt, noch einen halben Tag in den heißen Quellen zu entspannen. Ich bin schon sehr stolz auf mich, diese unheimlich verlockende Option nicht gezogen zu haben. Wiederum gut sechs Stunden ging es nun also fast ausschließlich bergauf. Aber kaum ist man angekommen, ist die ganze Quälerei schon wieder vergessen. Zusammen mit meinen irischen Freunden ging es danach mit dem Bus zurück nach Arequipa und das Abendessen in einem französischen Restaurant war das i-Tüpfelchen auf drei herausragenden Tagen, an denen ich einmal mehr malerische Landschaften gesehen, großartige Menschen getroffen und mir selbst bewiesen habe, dass ich körperlich doch noch ein bisschen was drauf habe.