Lika a rolling stone

Eine Woche Neuseeland ist jetzt um und langsam aber sicher fange ich an, mich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Die Strategie gegen mein anfängliches Stimmungstief sah ein Mittel vor, das auf Reisen in schöner Regelmäßigkeit vorkommt: Busfahren, jedoch in höherer Dosierung als üblich. Manche Leute, habe ich mir sagen lassen, nervt dieser essentielle Bestandteil des Reisens. Kein Verständnis für diese Einstellung. Busfahrten mit Musik im Ohr und ausgiebigem Aus-dem-Fenster-schauen sind für mich persönlich mit das Schönste überhaupt. In der Hoffnung, dass mich das wieder aufbaut, habe ich seit ich hier bin ein wahnwitziges Tempo an den Tag gelegt. So bin ich bereits jetzt in Nelson auf der Südinsel angelangt, was schon meine sage und schreibe fünfte Station ist. Getrieben hat mich dabei außerdem die mir eigene Logik, wonach ich in Orten, an die ich später nochmal zurückkehre, nicht länger als zwei Tage bleiben kann. Das trifft auf Auckland (Flug) sowie Wellington und Picton (Fähre zwischen den beiden Inseln) zu.

Eigentlich schreibe ich ja am liebsten zu jedem Ort einen gesonderten Bericht, aber diesmal muss ich ein bisschen zusammenfassen. Ja, was habe ich so gemacht? Im Grunde genau das, was ich mir vorgenommen hatte: Viel von der wunderschönen Landschaft sehen, sei es wie bereits erwähnt im Bus oder ganz allein zu Fuß (wie zum Beispiel in Taupo auf dem Weg zu den Huka Falls). Aber auch der urbane Raum macht durchaus was her. Auckland, die größte Stadt des Landes und vor allem die Hauptstadt Wellington sind nach meinem ersten nur knapp 48- bzw. 24-stündigen Eindruck sehr charmant. Der Tag in Wellington war es dann auch, der die Stimmung wieder nach oben schnellen ließ. Da mein Hostel ausgebucht war und deshalb für eine zweite Nacht nicht zur Verfügung stand (mitverantwortlich könnte ein AC\DC-Konzert gewesen sein), kaufte ich mir noch für denselben Tag ein Ticket zur Südinsel. Da die Fähre jedoch erst um fünf ablegte, musste ich den ganzen Tag mit dem großen Rucksack verbringen. Weil der aber federleicht und deshalb angenehm zu tragen ist, war ich körperlich noch nicht genug ausgelastet und ging vor dem Auschecken noch kurz joggen. Dann ging es also mit voller Montur zum Mount Victoria, wo man einen herrlichen Blick über die Stadt genießen kann. Das notorisch wechselhafte neuseeländische Wetter macht es dabei möglich, sich an einem Tag, sowohl eine Erkältung als auch einen Sonnenbrand zu holen. Gegen Letzteres half Sonnencreme, die Erkältung konnte jedoch auch meine große White Hot Chocolate mit Sahne nicht mehr verhindern. Den Versuch war es aber wert.

Nach der Überfahrt habe ich mich dann zwei Tage im beschaulichen Picton erholt aber hundertprozentig fit bin ich immer noch nicht. Ich hoffe das wird wieder, denn für die nächsten Tage habe ich mir wieder ein paar schöne Wanderungen vorgenommen. Mittelfristig stellt sich dann noch die spannende Frage, wo ich die Feiertage verbringe. Da bin ich mir noch nicht sicher. Wird es Queenstown, der Hotspot im Süden schlechthin, oder schleich ich mich an einen ruhigeren Ort? So oder so, wahrscheinlich werd ich ausnahmsweise mal meine Unterkunft im Voraus buchen. Denn egal wo ich Weihnachten verbringe, ein Dach überm Kopf hätte ich schon gern.

Noch nicht angekommen

Wenn in den letzten Wochen der Eindruck entstanden ist, dass bei mir alles nur super ist, dann ist das schon in Ordnung so. Klar funktioniert nicht alles perfekt und man hat hier und da mal einen kurzen Durchhänger, was dann in den Beiträgen eventuell beschönigt oder schlicht und ergreifend verschwiegen wird, so ehrlich muss ich schon sein. Aber meine Erlebnisse exakt eins zu eins darzustellen und jedes Hoch und Tief zu erwähnen, ist auch gar nicht Sinn und Zweck dieses Blogs. Trotzdem würde ich behaupten, um auf das Anfangsstatement zurückzukommen, zu 95% ist alles nur super. Wieso erzähl ich das? Weil es diesmal um die restlichen 5% gehen soll.

Tatsächlich ist meine Laune in den letzten Tagen nicht so prächtig wie sonst. Dass das ausgerechnet in Neuseeland passiert, kommt für mich doch sehr überraschend. Alles auf den Jetlag zu schieben, wäre mir zu einfach. Tatsache ist aber, dass ich während des Fluges so gut wie nicht geschlafen habe. Trotzdem war ich nach der Landung erstaunlich fit und konnte erfolgreich die ersten Schritte planen (Transport zur Stadt und Unterkunft). Beim Verlassen des Flughafengebäudes wurde ich dann Zeuge eines interessanten Wetterphänomens: Wind! Den kannte ich gar nicht mehr. Darüber hinaus war der erste Eindruck von den Kiwis, wie sich die Neuseeländer nennen, sehr positiv. Die bleiben nämlich alle am Zebrastreifen stehen und lassen einen freundlich lächelnd über die Straße gehen. Auch das war ungewohnt.

Ansonsten, und damit komme ich zu den unschönen Dingen, fiel mir meine erneute Planlosigkeit bzw. mein mangelhaftes Wissen über Neuseeland auf. Aber das Problem hab ich mittlerweile durch das Wälzen von diversen Broschüren etwas gelöst und ich weiß jetzt schon, dass das in jedem weiteren Land so sein wird. Wichtig ist mir bei der Planung in erster Linie, eine relativ logische Reiseroute auszutüfteln, die ohne sinnloses Hin-und-her-Fahren im Zick-Zack auskommt, wie mir das in Thailand, Laos und Kambodscha hervorragend gelungen ist (an dieser Stelle schreibe ich kurz mit einer Hand weiter, um mir selbst auf die Schulter klopfen zu können).

Das weit größere Problem für mich sind aber die lächerlich hohen Preise hier (besonders im Vergleich mit Südostasien), egal ob für Essen, Unterkunft oder Transport. So scheinen die Bustickets fast doppelt so teuer zu sein, wenn man sie nicht online bucht. Das wiederum ist gar nicht so einfach, da man in vielen Hostels kein kostenloses und an öffentlichen Plätzen kein zuverlässiges Wlan hat (dadurch wurde zum Beispiel auch die erste Fassung dieses Artikels gelöscht ). Aber am meisten stören mich dabei nicht die Preise an sich, sondern die Tatsache, dass mich das überhaupt stört. Ich war ja in Südostasien relativ sparsam und die gut sechs Wochen hier sind im Budget schon miteingerechnet. Wieso reg ich mich dann so darüber auf? Ich muss das jetzt einfach akzeptieren, ausblenden wie auch immer und die Zeit hier genießen, aber irgendwie kann ich es gerade nicht. Es kommt mir so vor, als wäre ich in Gedanken noch in Kambodscha und nicht hier. Ganz gleich also was für wunderschöne Dinge in den nächsten Wochen auch passieren werden, Liebe auf den ersten Blick war es nicht.