Der Geist von Vang Vieng

Vang Vieng, das war die nächste Station. Unweigerlich drängt sich hier der Vergleich mit dem thailändischen Pai auf. Ein einst beschauliches Dorf, das vor geraumer Zeit vom Tourismus entdeckt wurde, sich zu einem regelrechten Backpacker-Mekka entwickelt hat, stetig wächst und somit aus Sicht vieler seine besten Jahre schon gesehen hat. Drei Nächte hab ich dort verbracht und die waren echt klasse. Eine Chronologie der Ereignisse:

Die Anreise war schon ein Erlebnis. Knapp sechs Stunden Fahrt bergauf bergab auf einer Straße, die diese Bezeichnung nicht verdient, was dazu führte, dass einer der Passagiere sich mehrfach übergeben musste und zum Leidwesen der Mitreisenden nicht alles in einem geeigneten Behältnis aufgefangen werden konnte. Aber halb so wild. Für mich war das größte Ärgernis, dass die Fenster im Bus viel zu niedrig waren und der Blick auf die phasenweise atemberaubende Landschaft dadurch erheblich eingeschränkt war. Zu langes Aus-dem-Fenster-schauen hätte einem ein ähnliches Schicksal wie oben beschrieben beschert. Erschwerend hinzu kam das aus meiner Sicht katastrophale Timing der Toilettenpausen, die konsequent fünf Minuten nachdem diese Landschaften passiert waren, eingelegt wurden und man wiederum nichts Schönes sehen konnte. Muss man vielleicht mal selber fahren die Strecke. Wie dem auch sei, Vang Vieng macht mit seiner Bergkulisse auf der anderen Seite des Flusses auch ziemlich was her. Den Sonnenuntergang zu beobachten war dann auch die einzig nennenswerte Aktivität an diesem Tag.

Da ich es zeitlich nicht hinbekommen hatte, eine der vielen Touren zu buchen, ging es auch an Tag 2 relativ entspannt zu. Ein bisschen Sonnen am Fluss und Pläne schmieden (ich komm gleich darauf zurück). Ansonsten war das Highlight des Tages mein längst überfälliger erster Friseurbesuch. Ich hatte mir noch den Kopf darüber zerbrochen, wie ich meinen gewünschten Haarschnitt am besten erklären, andeuten oder wie auch immer verständlich machen könnte, aber da bestand scheinbar gar kein Anlass zur Diskussion. Kaum sitze ich auf dem Stuhl, wird schon der Rasierer angeworfen und die einzige Wahl, vor die ich gestellt werde, lautet: 2 oder 4mm? Hab mich für 4 entschieden. Natürlich nur hinten und an der Seite. Vorne kam dann doch die Schere zum Einsatz und das Ergebnis ist im Grunde genau das, was ich haben wollte. Sieht echt gut aus. Das Beste kommt aber erst danach. Eine richtig gute Kopf- und Nackenmassage. Top. Nachdem ich dann für den nächsten Tag eine der besagten Touren und auch mein Busticket nach Vientiane gebucht hatte, gabs nur noch eins zu tun und damit komm ich zu meinem bereits angedeuteten Plan. Ich gebe zu, er ist nicht sehr originell, aber man muss ihn halt umsetzen. Worum gings? Halloween! Ein Termin, der mir normalerweise so wichtig ist wie der Faschingsumzug in Hinterdupfing. Doch es war einfach an der Zeit, mal ein bisschen Quatsch zu machen und diesem Tag meinen Stempel aufzudrücken. Ich brauchte nur einen Gegenstand und der war gar nicht so leicht zu beschaffen: Ein Bettlaken. Weil ich ein von grundauf anständiger Kerl bin, wurde natürlich nicht einfach eines aus dem Hostel geklaut. Stattdessen hab ich gefragt, ob ich eines kaufen kann. Leider wollte mir mein Hostel kein Bettlaken geben. Aber auf Nachfrage beim vierten oder fünften Hostel bekam ich tatsächlich mein „Kostüm“. Mission accomplished.

Tag 3: Und dieser beginnt, wie könnte es nach der perfekten Vorbereitung auch anders sein, mit der Gewissheit, dass er sehr viel Potenzial hat. Los gings mit der „Trekking-Caving-Kayak-Tour“. Naja mit Trekking hatte das ganze wenig zu tun, was aber schon absehbar war, als bei der Buchung das Tragen von Flip-Flops als völlig ausreichend beschrieben wurde. Caving war dann schon eher angesagt. Auf mit Luft gefüllten Reifen (der Fachmann spricht von Tubing) ging es, sich an Seilen entlanghangelnd und mit Stirnlampen ausgestattet, durch die sog. Watercave. Extrem lustig das ganze. Hab von Anfang bis Ende nur gelacht. Anschließend gabs Lunch. Superlecker selbstverständlich. Der Rückweg wurde dann mit dem Kayak zurückgelegt. Auch wenn der als Tagestour ausgeschriebene Ausflug bereits um 14 Uhr vorbei war, ein voller Erfolg. Hat Riesenspaß gemacht. Und so blieb noch genug Zeit, um mein Outfit für Halloween fertigzustellen. Hat mich letztendlich eineinhalb Stunden gekostet, aus dem Laken ein (und da bin ich angesichts meiner nicht vorhandenen Bastelkünste schon ein wenig stolz) ganz vorzeigbares, maßgeschneidertes Geisteroutfit zu kreieren. Und damit gings dann in die Stadt. Erstmal ein wenig rumspuken und dann ordentlich feiern.

Die Bilanz dieses denkwürdigen Abends waren knapp ein Dutzend High-Fives, drei Ku-Klux-Klan-Witze, unzählige Selfies und noch mehr lachende Gesichter (eines davon mit einem zerschnittenen Bettlaken bedeckt). In diesem Sinne: Happy Halloween

Der Geist von Vang Vieng

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